Mit dem Feuerstuhl durch Texas

Viele von euch sind ja, was das Reisen betrifft, echte Fans von Amerika. Dabei besuchen die meisten von euch klassische US-Destinationen wie New York, Miami, den Grand Canyon in Arizona, Las Vegas, Kalifornien oder den Yellowstone Nationalpark. Heute wollen wir euch eine andere Variante für einen Urlaub in den USA vorstellen: Mit dem Motorrad durch Texas. Dabei stehen nicht unbedingt bekannte Sehenswürdigkeiten im Mittelpunkt. Vielmehr das Land selbst uns die Menschen, die hier leben, möchten wir hier ein wenig genauer unter die Lupe nehmen.

Rauer Charme und weites Land

Texas – der Lone Star State – ist flächenmäßig der zweitgrößte Staat der USA und hat nach Kalifornien auch die zweitmeisten Einwohner. Doch was gibt es in diesem Staat, der die längste Grenze der USA zu Mexiko aufweist, zu entdecken? Vor allem beeindruckt zunächst einmal die unglaubliche Größe von Texas den Besucher. Viele Texaner nennen ihren Staat schlicht „open“, was sich auf die Weite und die Wildheit des Landes bezieht. Die Landschaft ist rau und spröde und wenn man nicht aufpasst, kann sie einen überwältigen. Die Schönheit des Landes findet man in Texas oft dort, wo man es nicht vermuten würde und man entdeckt sie am besten bei einem Roadtrip mit einem heißen Bike.

Unterwegs in Westtexas

Wenn man mit dem Motorrad in Westtexas – es muss ja nicht unbedingt eine Harley sein – unterwegs ist, fallen dem Biker die zahlreichen Trailerparks und Geisterstädte sofort ins Auge. Die USA haben sich stets als Ort des Neubeginns – daran wird auch Trump nichts ändern – gesehen und so ist es auch hier im weiten Grenzland zu Mexiko. Die Amerikaner sind fest davon überzeugt, dass jeder etwas aus sich machen kann und dass jeder eine zweite Chance verdient – so steht es auch in ihrer Verfassung. In Westtexas leben die Menschen oft schon ihre dritte oder vierte Chance und das merkt man auch, wenn man auf dem Highway 90 dahinbraust. Die Fernstraße verbindet Jacksonville an der Atlantikküste mit Van Horn und verläuft in Westtexas pfeilgerade durch die Hügel. Die 90 kreuzt ausgetrocknete Flussläufe und wird in weiten Teilen von einem Zaun zu Mexiko begleitet, der den illegalen Einwanderern ein müdes Lächeln abringt.

Wo Trumps Mauer gebaut werden soll

Hier irgendwo will der neue US-Präsident seine vieldiskutierte Mauer bauen, um die illegale Einwanderung aus Mexiko in den Griff zu bekommen. Schlepper schneiden einfach Löcher in den besagten Zaun und schon kann man die USA betreten und ist Beweis dafür, dass der effektive Grenzschutz in Texas nicht wirklich funktioniert, zu groß ist einfach das Land. Während man auf dem Bike durch das Grenzland fährt, begegnet man ab und an Grenzpolizisten, die alte Autoreifen hinter ihren Pick-ups herziehen, um die alten Spuren, die die „Illegalen“ hinterlassen haben, zu verwischen. So können sie am nächsten Tag die neuen besser erkennen – mit wenig Erfolg allerdings. Bevor die Einwanderungswilligen den bereits erwähnten Zaun erreichen, müssen sie noch den Rio Bravo – John Wayne lässt grüßen – überwinden. Doch da dieser die meiste Zeit des Jahres für die Bewässerung angezapft wird, ist er oft nur ein kleines Rinnsal, das keinerlei Problem bereitet. Der Rio Bravo bildet unglaubliche 2.000 Kilometer lang die Grenze zu Mexiko.

Die Regengötter und die Musik des Südens

Das zum Großteil unbewohnte, unglaublich weite Grenzland war einst Heimat von Indianerstämmen. Mit einem wenig Vorstellungskraft kann man auch heute noch ihre Trommelklänge hören und die Indianer zu Ehren der Regengötter tanzen sehen.
Während anderswo in den amerikanischen Südstaaten die einst typische Rockmusik mehr oder weniger tot ist, erfreut sie sich in Texas ungebrochener Beliebtheit. So ist es nicht verwunderlich, wenn man in einer Hotellobby in Dallas Songs von den Allman Brothers, der Marshall Trucker Band oder Charlie Daniels hört. Es ist anzunehmen, dass auch die Kapitäne der Landstraße – die Truckerfahrer – in ihren riesigen Brummis diese Musik hören, wenn sie dem Biker zuhupen. Kein Wunder also, dass die Trucker selbst – neben den legendären texanischen Outlaws – Stoff und Inhalt der Musik sind.

Die Texaner – eine Annäherung

Die Texaner sind der Inbegriff des oft zitierten Spruchs „hart aber herzlich“. Ein wenig selbstverliebt und stets breitbeinig daherstolzierend leben sie eine Südstaatenhöflichkeit, wie man sie in den USA sonst nirgends findet. „Be loud, be proud. Your are in Texas!“ hört man hier unentwegt von ihnen und manchmal muss man darüber einfach nur den Kopf schütteln. Doch sind die Texaner im Grund unglaublich herzliche und freundliche Menschen, die ihr Land eben innig lieben. Einer von ihnen ist Billy Faier, der über achtzigjährig in der Stadt Marathon davon erzählte, wie er Mitte der 1950er Jahre mit dem legendären Woody Guthrie auf Tournee war. Leider ist der alte Billy mittlerweile tot, doch er sagte einst: „Ich habe hier in Texas in drei Wochen mehr mit Freunden Musik gemacht, als ich es anno dazumal in zehn Jahren mit Freunden in Woodstock gemacht habe!“ Dieser Satz sagt schon sehr viel über das riesige Land im Südwesten der USA aus.
Natürlich darf man, wenn man von Texas spricht, nicht auf Alamo vergessen. Der durchschnittliche Texaner ist sicherlich konservativ geprägt – ganz im Sinne „right is right and left is left!“ Sein Geschichtsverständnis dreht sich sehr häufig um die berühmte Festung Alamo, wo sich ein Handvoll Verteidiger im texanischen Unabhängigkeitskrieg gegen eine mexikanische Übermacht zu Wehr setzte, letztendlich jedoch unterging. Erst später trug Texas den Sieg davon und damals wurde der Schlachtruf „Remember Alamo!“ zu einem bis heute oft zitierten Spruch. Um die ganz Dimension, den die bewaffnete Demokratie in Texas genießt, zu erfassen und auch die Texaner selbst ein wenige besser zu verstehen, sollte man in Alamo vorbeischauen.

Weiter mit dem Bike durch Texas

Unglaublich viele Juke Points – einfache Kneipen – und Honky Tonks – Tanzschuppen – finden sich bei unserer Weiterfahrt am Straßenrand. Auch Hotelburgen, Kirchen und Erdölförderanlagen prägen das Bild von Texas wenn man mit dem Bike unterwegs ist. Was fehlt, sind die Ranchen, für die Texas in aller Welt bekannt ist. Diese liegen zumeist weit weg von den Hauptstraßen und man muss oft viele Meilen über staubige Wege fahren, bis man die Ranchgebäude erblickt. Zahlreiche dieser Ranchen befinden sich zwischen Galveston am Golf von Mexiko und Laredo am Rio Grande. Hier gibt es Rancher, die über 10.000 Stück Vieh und riesigen, für Europäer kaum vorstellbaren Grundbesitz verfügen. Man nennt diese Gegen auch „German Belt“ und nicht wenige der Rancher sprechen noch immer Deutsch – ist doch so gut wie jeder zehnte Texaner deutschstämmig. Von 1836 bis 1845 war Texas eine eigenständige Republik und damals wanderten viele Deutsche in den Lone Star State ein. Städte wie New Braunfels und Schulenburg zeugen noch heute von ihren deutschen Wurzeln.

Damit sind wir auch schon am Ende unseres etwas anderen Roadtrips mit dem Motorrad durch Texas und hoffen, euch eine Idee für den nächsten Urlaub präsentiert zu haben. Und wenn ihr vorhabt, einen Trip in den Südwesten der USA zu machen und dazu auf der Suche nach einer passenden Begleitung seid, findet ihr diese bei uns auf Reisepartner Texas.