Der normalerweise immer recht graue November steht vor der Tür und so liegt es eigentlich auf der Hand, dass uns das Reiseziel des Monats in wärmere Gefilde führen wird. Allerdings wollen wir euch für den November keinen reinen Strandurlaub, sondern eine Kombination aus Relaxen am Meer und einer großen Portion Abenteuer ans Herz legen. Osttimor – oder vielmehr die Demokratische Republik Timor-Leste – ist unser Reiseziel des Monats November. Bevor wie uns wir auf dem südostasiatischen Inselstaat ein wenig umschauen, wollen wir euch hier ein paar Facts und historische Daten zu Osttimor geben.
Wissenswertes über Osttimor
Die Demokratische Republik Timor-Leste ist der erste Staat weltweit, der im 21. Jahrhundert seine Unabhängigkeit, in diesem Fall von Indonesien, erlangte. Zudem ist Osttimor das einzige Land in Asien, das komplett südlich des Äquators liegt.
Osttimor ist durch die eine Landgrenze mit der indonesischen Insel Timor, die gleichzeitig die größte der Kleinen Sundainseln ist, verbunden. Timor bedeutet in der Amtssprache des Landes Timór Loro Sa’e und kann mit „Timor der aufgehenden Sonne“ übersetzt werden. 1,2 Millionen Menschen leben in Osttimor, dessen Hauptstadt Dili ist und es liegt auf dem äußeren Rand des sogenannten Bandabogens, der Teil eines Ausläufers des pazifischen Feuerrings ist. Daher bebt hier immer wieder die Erde, gibt es vulkanische Aktivitäten und im schlimmsten Fall Tsunamis.
Kleine Geschichte von Osttimor
Die ältesten Siedlungsspuren in Osttimor sind mindestens 42.000 Jahre alt und wurden 2005 in der Kalksteinhöhle Jerimalai nahe Tutuala, ganz im Osten Timors gefunden.
Nach portugiesischen Berichten, als diese in Südostasien vordrangen, teilte sich Timor in drei lose Herrschaftsbereiche, die sich wiederum in viele kleine Reiche aufsplitterten. Die Herrscher dieser Kleinreiche nannte man Liurais, die durch ihre Heirats- und Bündnispolitik ein Netzwerk schafften, dass im Grunde die gesamte Insel miteinander verband. Allerdings kam es immer wieder zu zahlreichen Auseinandersetzungen und Konflikten, die bis weit ins 20. Jahrhundert hinein andauerten.
Im Jahre 1515 waren es die erwähnten Portugiesen, die in Timor an Land gingen und die Kolonie Portugiesisch-Timor gründeten. Aber auch die Niederländer errichtet hier eine Kolonie und erst 1916 gelang es den beiden Kolonialmächten die Grenzen endgültig abzustecken. Indes kam es immer wieder zu Aufständen gegen die Europäer, die auf die althergebrachten Herrschaftsstrukturen angewiesen waren, um ihre Territorien zu verwalten. Im Zweiten Weltkrieg landeten 1942 die Japaner in Timor und besetzten die gesamte Insel, obwohl Portugal in diesem Krieg neutral war. In weiterer Folge kam es zu einem Guerillakrieg der Alliierten gegen die Japaner, der als die Schlacht um Timor Eingang in die Geschichtsbücher gefunden hat. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Indonesien von den Niederländern unabhängig und der Osten der Insel wurde portugiesische Überseeprovinz. Mit der Nelkenrevolution 1974 in Portugal änderten sich die politischen Verhältnisse in Osttimor und ein Jahr später sollte man ein eigener Staat werden. Doch es kam zum Bürgerkrieg der beiden größten Parteien FRETILIN und UDT, den erstere gewann. Diese riefen am 28. November 1975 die Unabhängigkeit aus, doch nur wenige Tage später wurde das Land von Indonesien annektiert und machte es zur Provinz Timor Timur. 24 Jahre herrschte Indonesien über Osttimor und über 180.000 Menschen fanden dabei den Tod. 1999 kam es zu einem Referendum, indem sich die Mehrheit der Bevölkerung für die Unabhängigkeit aussprach. Die Folge war weitere Gewalt durch pro-indonesische Milizen und die indonesische Armee. Daraufhin entsandten die Vereinten Nationen die Friedenstruppe INTERFET und Osttimor kam unter die Verwaltung der UNTAET. 2002 erlangte Osttimor dann endlich die lang ersehnte Unabhängigkeit und wurde noch im selben Jahr das 191. Mitglied der Vereinten Nationen. Allerdings beruhigte sich das Land damit noch nicht. Im Frühjahr 2006 kam es zu schweren Unruhen in dem Land, als 40 Prozent der Armeeangehörigen entlassen wurden. Diese desertierten aufgrund der Missstände der Verteidigungskräfte und die internationale Gemeinschaft schickte über die 3.000 Soldaten – die Internationale Stabilisierungstruppe ISF – nach Osttimor, um die Ordnung wieder herzustellen. Diese Eingreiftruppe blieb bis 2012 im Land und sicherte in diesem Jahr die Wahlen. Seither ist es ruhiger in dem Land geworden und auch die Wirtschaft und der Tourismus nahmen einen deutlichen Aufschwung.
Nach diesem kleinen geschichtlichen Überblick, wollen wir uns nun umschauen, was es in Osttimor so alles zu entdecken und zu unternehmen gibt.
Unterwegs in Osttimor
Wer in Osttimor unterwegs ist, wir rasch feststellen, dass es hier unzählige Möglichkeiten und vieles zu erforschen gibt. Die Buchten sind oft menschenleer und auch auf den grünen Hügel der Insel begegnet man nur wenigen Wanderern. Das liegt vor allem daran, dass es noch nicht allzu lange her ist, dass Konflikte die Insel erschüttert haben und die Infrastruktur noch im Aufbau und daher noch nicht wirklich entwickelt ist. Es ist ein echtes Abenteuer, wenn man sich die Insel genauer anschauen möchte. Man muss schon damit rechnen, dass man immer wieder kontrolliert und von den Polizisten und Soldaten genau überprüft wird. Vor allem wenn man sich der Grenze zum indonesischen Timor nähert, nehmen die Kontrollen merklich zu. Wem das nichts ausmacht, den erwartet die Insel mit freundlichen Menschen, wunderbarer Natur, kultureller Vielfalt und wie bereits erwähnt mit NOCH wenigen Touristen.
Durch die Straßen von Dili
In den Straßen der Hauptstadt Dili begegnet man kaum einem Fremden und man hat die Möglichkeit, das authentische Osttimor kennen zu lernen. Wer weiß, wie lange das noch möglich ist, denn das Land setzt auf den Tourismus und unternimmt viel, um mehr Menschen ins Land zu locken. Auf dem Wochenmarkt in Dili gibt’s jede Menge exotisches Obst und es drängen sich viele Frauen, die in die mit traditionellen Sarongs gekleidet sind, um die Stände. Ein absolutes Highlight hier ist der Kaffee, dessen Duft die Luft über dem Markt erfüllt. Touristen sind hier noch so selten, dass man Ausländer zumeist für Mitarbeiter der UNO hält. Im Osten der Hauptstadt ragt eine 27 Meter hohe Jesusstatute in den Himmel und zu ihren Füssen brechen sich die Wellen auf einem strahlend weißen Strand. Die Statute gilt heute als Wahrzeichen der Stadt, obwohl sie zunächst, sie war 1988 ein indonesisches Geschenk, als Beleidigung betrachtet wurde.
Osttimor entdecken
Wenn man die Hauptstadt Dili verlässt, erkennt man noch deutlicher, dass der Tourismus hier noch ganz am Anfang steht.
Es gibt kaum geteerte Straßen und die wenigen Unterkünfte sind zumeist sehr spartanisch. Eine Ausnahme ist der Ort Com an der Ostspitze des Landes. Hier gibt es entlang der einzigen Straße kleine private Gästehäuser, da der Ort ein beliebtes Ausflugsziel der UNO-Mitarbeiter ist. Es gibt in Com zwar keinen Telefonanschluss, aber dafür begeistert das Örtchen mit traumhaften unberührten Palmenstränden, einem intakten Korallenriff und einem Salzsee mit Krokodilen. Für ein paar Dollar kann man mit einheimischen Fischern aufs Meer rausfahren und Delfine und Wale beobachten, die sich in dem klaren Wasser tummeln. Wer mehr an der Kultur von Osttimor interessiert ist, sollt die Dörfer Tutuala, wo es die bereits erwähnte Höhle gibt, und Fuiloro besuchen und sich die traditionellen Fataluku-Häusern ansehen.
Eine Tagesreise von Com entfernt steht der Berg Tatamailau. Er ist mit knapp 3.000 Metern der höchste Berg in Osttimor und an seinen Hängen befindet sich das Städtchen Same. Wer die Mühe auf sich macht den Berg zu besteigen wird mit einem grandiosen Blick auf die Insel belohnt und wenn man dann müde aber zufrieden wieder in Same ankommt, warten hier heiße Quellen zur Entspannung auf den Wanderer.
Ihr seht, Osttimor hat jede Menge zu bieten und ist vor allem noch nicht so überlaufen wie die anderen indonesischen Inseln. Allerding erfordert es eine große Portion Abenteuerlust und auch den Verzicht auf die eine oder andere Annehmlichkeit, wenn man das Land erforschen möchte. Wenn ihr nun Lust bekommen habt, Osttimor näher kennenzulernen, aber noch keine passende Begleitung hierfür habt, findet ihr diese bei uns unter Reisepartner Südostasien.