Metropolen der Welt: Xi’an

In unserer Reihe „Metropolen der Welt“ machen wir uns heute in den fernen Osten auf und besuchen die chinesische Stadt Xi’an. Wie immer wollen wir, bevor wir uns auf Entdeckungstour durch und um die Stadt begeben, euch ein paar Fakten und einen kleinen geschichtlichen Überblick geben.

Anfang oder Ende der Seidenstraße?

Früher nannte man die heutige Millionenmetropole – es leben hier ungefähr acht Millionen Menschen – auch Sianfu. Heute bezeichnet man die Stadt zudem Si’an oder Hsi-An. Xi’an gilt als Ausgangs- oder für uns Europäer als Endpunkt der legendären Seidenstraße und ist die Hauptstadt der Provinz Shaanxi sowie eine der 15 Unterprovinzstädte Chinas.

Kleine Geschichte von Xi’an

Während der Qin-Dynastie durfte sich Xi’an als erste Hauptstadt des chinesischen Kaiserreiches rühmen und im Laufe von über 1.100 Jahren war sie immer wieder die Residenz der Kaiser. Zu dieser Zeit hieß die Stadt Chang’an, was so viel wie „Langer Frieden“ bedeutete. In Xi’an lebten zur Zeitenwende schon beinahe eine Viertelmillion Einwohner, was für diese Zeit eine ungeheure Zahl darstellte. 18 nach Christus wurde die Stadt während des sogenannten Roten-Augenbrauen-Aufstandes verwüstet und infolgedessen Luoyang Hauptstadt. Gegen Ende errichtete ein Sui-Kaiser in der Gegend des heutigen Xi’an eine neue Hauptstadt, die man Daxing nannte. Diese galt während der folgenden Tang-Dynastie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert als flächenmäßig und einwohnermäßig – mehr als eine Million Menschen lebten in dieser Zeit hier – als größte Stadt der Welt. Den heutigen Namen erhielt die Metropole dann vom ersten Ming-Kaiser Hongwu im Jahre 1369, doch er machte Nanjing zu seiner Hauptstadt. Weltruhm erlangte Xi’an im Jahre 1974, als hier bei archäologischen Ausgrabungen über 8000 lebensgroße Terrakotta-Soldaten in Gefechtsaufstellung zutage gefördert wurden. Die Ausgrabungsstätte ist heute eine der meistbesuchten Touristenattraktionen in China.

Die Armee des Kaisers Qin Shihuangdi

Als Landarbeiter 1974 die Grabstätte des Kaisers Qin Shihuangdi in der Nähe von Xi’an entdeckten, ahnten sie noch nicht, was sie hier gefunden hatten: weltweit eine der bedeutendsten archäologischen Fundstellen des 20. Jahrhunderts. Der erwähnte Herrscher ließ im Jahre 246 vor Christus – er war da gerade einmal 13 Jahre alt – den Bau seiner Grabstätte beginnen. Bis zu 700.000 Arbeiter waren mehr als 36 Jahre damit beschäftigt, das Riesenprojekt zu bewältigen. Auf mehreren tausend Quadratmetern errichteten die Arbeiter eine gewaltige Grabkammer, die von der legendären Terrakotta-Armee bewacht wurde. Kaiser Qin Shihuangdi schaffte es während seiner Herrschaft, alle unabhängigen chinesischen Feudalstaaten zu einem ersten Großreich zu verneinen, wobei sein fähiger Kanzler Li Si die treibende Kraft dahinter gewesen war. Dieser gilt bis heute als einer der bedeutendsten Staatsmänner in der chinesischen Geschichte. Weitere Leistungen des Kaisers und seines Kanzlers war der Ausbau der berühmten chinesischen Mauer sowie die Einführung einer einheitlichen Schrift und Währung in dem Riesenreich. Mit nur 49 Jahren starb Qin Shihuangdi und wurde in seiner Grabkammer beigesetzt. Daraufhin übernahm sein Sohn Qin Er Shi die Regierung, doch er erwies sich als bei weitem nicht so fähig wie sein Vater. Nur drei Jahre nach dem Tod von Qin Shihuangdi kam es zu blutigen Aufständen und die Grabstätte wurde vom Rebellengeneral Xiang Yu verwüstet. Die Schächte, in denen die Tonsoldaten Wache standen, wurden aufgebrochen und ihre Waffen zum Teil gestohlen. Die umgebenden Holzwände fielen dem gelegten Feuer zum Opfer und zahlreiche Figuren wurden zerstört. Nur ein Jahr danach töte man Qin Er Shi und die Qin-Dynastie fand ihr Ende. Während die Grabstätte selbst Eingang in die Geschichtsbücher fand, wurde die Terrakotta-Armee in den Aufzeichnungen nicht erwähnt. Daher war ihre Entdeckung selbst bei Fachleuten eine gewaltige Sensation. Bis zum heutigen Tag grub man mehr als 3.000 Tonsoldaten und 40.000 Waffen aus und restaurierte sie. Weiter geschätzte 5.000 warten noch darauf.

Zu Besuch in der Großen Wildganspagode

Neben der Ausgrabungsstätte der Tonarmee ist die Große Wildganspagode eine wichtige Sehenswürdigkeit in Xi’an. Die Pagode ist 64 Meter hoch und man baute sie im Jahre 652 im Hof des Klosters der Großen Wohltätigkeit. Diese lies der Kaiser Gaozong zu Ehren seiner verstorbenen Mutter errichten. Die Tempelanlage umfasste einst mehr als zehn Höfe und der Mönch Xuanzang richtete hier ein Amt für die Übersetzung buddhistischer Schriften ein.

Die Stadtmauer von Xi’an

Bei einem Besuch in Xi’an sollte man unbedingt die Stadtmauer der Metropole näher in Augenschein nehmen, denn diese ist die größte erhaltene im Reich der Mitte. Dank umfangreicher Renovierungsarbeiten ist die Mauer in der gesamten Länge begehbar und führt in einem Rechteck auf knapp 14 Kilometern um die Altstadt von Xi’an. Die umschlossene Fläche beträgt ungefähr zwölf Quadratmeter und die Mauer ist im Süden und Norden 3,5 und im Westen und Osten 2,5 Kilometer lang. Sie ist bis zu 18 Meter hoch und an der Mauerkrone bis zu 14 Meter breit. Der die Mauer umgebende Graben ist zum Teil noch erhalten und mit Wasser gefüllt. Auf jeder Seite befindet sich ein großes Tor, die mit 14 kleineren ergänzt wurden. 98 Türme erstrecken sich entlang der Mauer und an jeder Ecke befindet sich ein großer Turm. In früheren Zeiten kam man über Zugbrücken in die Stadt, die abends hochgezogen wurden. Die Stadtmauer stammt aus dem 14. Jahrhundert, als Kaiser Hongwu Xi’an für seinen Sohn zu Hauptstadt ernannte. Im 2. Weltkrieg diente die Mauer als Schutz vor Luftangriffen der Japaner und 1961 fand sie Eingang in die Denkmalliste der Volksrepublik China.

Weitere Sehenswürdigkeiten in Xi’an

Absolut sehenswert sind des Weiteren in Xi’an die Große Moschee aus der Mitte des 18. Jahrhunderts sowie der Glocken- und Trommelturm als Teil der bereits erwähnten Stadtmauer. In letzterem finden heute auch Ausstellungen statt. Besucht werden sollte auch der Wangji Tempel aus der Wang-Dynastie, der Xingjiao-Tempel und die 43 Meter hohe Kleine Wildganspagode sowie die Stele von Xi’an, die als ältestes Zeugnis der christlichen Mission (Nestorianismus) in China gilt.

Damit sind wir auch schon am Ende unseres kleinen Rundgangs und hoffen, ihr seid ein wenig neugierig auf Xi’an geworden. Und wenn ihr eine Reise ins Reich der Mitte plant und dafür eine Begleitung sucht, findet ihr diese bei uns unter Reisepartner China.