Reisebericht Westeuropa
von Chiquiiita auf 25.06.2019
Westeuropa in 35 Tagen oder wieviele Erlebnisse kann man in 5 Wochen Interrail sammeln?
Montags morgens, 6 Uhr. Unglaublich, endlich geht der wochenlang ersehnte Trip los. Ob DA alles glatt läuft? Ich werde von meiner Reisebegleiterin Maresa, einer Schulfreundin, abgeholt und zusammen geht’s, mit dem „Interrail Global Pass“ im Gepäck, welcher in ganz Europa gilt, an den Bahnhof Mannheim, wo unsere Interrailtour nun beginnen soll. Erster Stop nach 4 Stunden Fahrt: Amsterdam! Und auf uns wartet schon das erste große Abenteuer: Wir haben uns bei Couchsurfing, einer Community im Internet angemeldet, bei der man Leute aus aller Welt fragen kann, ob man evtl. ein paar Tage bei ihnen übernachten könnte. Von unserem „Host“ hier wissen wir nicht viel: Er ist Inder und mag Autos. Ein bisschen mulmig ist uns schon…vielleicht war sein Profil gar nicht echt und in Wahrheit ist er ein gemeingefährlicher Massenmörder!?
Okay, mit der Adresse machen wir uns auf ins Touristenbüro und kaufen erstmal einen Stadtplan und Straßenbahntickets. Dann machen wir uns auf den Weg zur Wohnung des Inders. Dort angekommen waren wir erstmal geschockt: Nanu, sein Name steht ja gar nicht auf den Klingelschildern! Also doch Verarsche! Ein netter Amsterdamer beobachtet uns von seinem Fenster aus und fragt, ob er uns helfen könne. Nach kleinen Verständigungsproblemen wissen wir nun, dass es einen Unterschied zwischen dem Adressanhang „-straat“ und „-gade“ gibt, und dass wir noch eine Straße weiter laufen sollten. Und tatsächlich, zumindest der richtige Name steht da! Doch es öffnen uns: Eine Blondine, die offensichtlich kein Autos liebender Inder ist, und ein etwas mysteriöser Typ, dessen Englisch einen osteuropäischen Akzent hat. Die beiden zeigen uns zuerst die Wohnung und scheinen schon relativ heimisch zu sein! Nach 10 Minuten Verwirrung klärt sich alles auf: Wir sind nicht die einzigen Couchsurfer hier, und die eigentlichen Wohnungsbesitzer kommen erst gegen Abend Heim! In den nächsten 60 Minuten lernen wir also Yulia (die Blondine) aus der Ukraine kennen, Dusan (der Mysteriöse) aus Serbien, und 2 Mädchen aus Rumänien, die aber wenig später schon abreisen. Was für ein CHAOS!
Holland -Amsterdam
Nachdem wir uns einigermaßen fertig gemacht haben erkunden wir die Stadt: Naja, etwas dreckig in der Fußgängerpassage, aber ganz nett. Wenn wir schon mal hier sind, dann müssen wir auch eine Grachtenfahrt machen- ach, da ist Amsterdam ja doch ganz schön! Abends gehen wir- wie wahrscheinlich alle Touristen- mal ins Rotlichtmilieu. Ui, so was haben wir noch nicht gesehen. Lauter Schaufenster mit tanzenden und sich räkelnden Mädchen. Wieder „zu Hause“ müssen wir leider auf dem Boden schlafen, weil das Sofa schon belegt ist. Der Host, der nun auch da ist, erklärt uns, er habe zu viele Anfragen von Backpackern angenommen, ohne auf das Datum zu achten. Was soll’s! Am nächsten Tag geht unsere Reise ja schon weiter… Wir fahren mit dem Regionalzug nach Brüssel, wo wir eine Stunde Aufenthalt haben, und dann mit dem Nachtzug durch Deutschland nach Kopenhagen.
Kopenhagen
Dort holt uns am Bahnhof Anne-Kirstine ab. Wie die wohl ist? Sie hat mir vorher eine SMS geschrieben, was sie trägt. Ein bisschen wie bei einem Blind Date! In Kopenhagen angekommen, machen wir uns also erstmal auf die Suche. Aber nach wenigen Minuten kommt sie schon auf uns zugelaufen! Sieht sympathisch aus. Sie erklärt uns, wie wir mit der Straßenbahn zu ihrer Wohnung kommen und holt uns an der Haltestelle mit dem Fahrrad ab. Wir erfahren, dass sie selbst eigentlich aus dem Norden Dänemarks kommt und dass sie Sozialarbeiterin ist. In ihrer Wohnung sind wir erst einmal überwältigt: Ist die schön!!! Zwar äußerst viele Möbel eines schwedischen Konzerns, aber sehr stilvoll eingerichtet. Wir sind ganz schön kaputt, denn die Schlafwägen der deutschen Bahn sind nicht wirklich bequem! Trotzdem lassen wir uns mal den Weg in die Stadt erklären und sie berichtet uns von „Christianian“, einem Kifferviertel, in dem alle Häuser bunt angemalt sind! Zuerst gehen wir also in die Stadt (zu Fuß ca. 45 Minuten, aber was macht man nicht alles, um Geld zu sparen), kaufen uns eine Pizza und sind begeistert von der unerwartet modernen Stadt. Wir legen uns auf eine Wiese am Hafen, die man extra für jugendliche Sonnenanbeter angelegt hat; inklusive Schimmbad. Danach besichtigen wir das besagte Viertel. Zu schade, dass man das fotografieren hier verboten hat, damit andere nicht beim dealen abgelichtet werden können. Denn ich finde es hier wirklich schön! Damit wir nicht im dunkeln Heim laufen, machen wir uns dann auf den Weg zurück. Dumm nur, dass sich beim lesen des Stadtplans irgendwo ein Fehler eingeschlichen hat, denn irgendwann finden wir uns am Rande Kopenhagens im Industrieviertel, wo uns alle halbe Stunde mal eine seltsame Gestalt entgegenkommt. Angst!
Irgendwie, nach 2 Stunden, schaffen wir es dann doch noch bis zu Anne-Kirstine, die sich schon etwas Sorgen gemacht hatte. Am folgenden Tag haben wir nur die Innenstadt besichtigt, die aber auffallend sauber ist; und Nyhavn, ein alter, bunter Hafen mit toller Atmosphäre! Außerdem gibt’s hier einen Vergnügungspark mitten in der Stadt, Tivoli! Leider übersteigt der Eintritt unser tägliches Budget… Am Abend lasse ich mir von Anne noch Dänisch beibringen und kann nun zumindest die wichtigsten Sätze!
Nach der 2. Nacht hier geht es- leider- schon wieder weiter, nach Stockholm. Zwar stand auf unserem Plan, eine Reservierung sei empfohlen, aber: I wo, da werden schon noch 2 Plätzchen für uns frei sein! Falsch gedacht, wir werden ständig mit den Worten „Excuse me, I have a reservation for theoe seats“ von unseren Plätzen verjagt, bis wir aufgeben, und uns in einen kleinen Durchgang direkt neben den Toiletten quetschen. Zum Glück lernen wir hier eine Gruppe Italiener kenne, die ebenso wenig eine Reservierung besitzen. Dank ihnen gehen die 4 Stunden stehen relativ schnell rum! Am Bahnhof werden wir schon wieder direkt von unserem nächsten Host, Elisabeth, abgeholt. Sie ist Journalistin und muss gleich wieder in die Redaktion, deshalb drückt sie uns nur die Schlüssel in die Hand und erklärt uns den Weg zu ihrer Wohnung. Außerdem erzählt sie uns, dass heute abend ein Couchsurfer-Treffen in einer Bar sei, und dass wir uns da mit ihrem Freund Axel treffen könnten.
Sehr viel Gepäck für 20 Wochen
Unglaublich, welches Vertrauen all diese Leute in uns haben!! Und kein einziger verlangt etwas dafür, dass wir bei ihnen übernachten dürfen.
Mal wieder verlaufen wir uns ein wenig, was mit 20 kg Gepäck auf dem Rücken ziemlich fatal ist. Aber trotzdem schaffen wir es irgendwann zur Wohnung. Allerdings haben wir nicht viel Zeit, denn das U-Bahnticket, welches sowieso schon teuer genug ist, kann man innerhalb einer Stunde so oft benutzen, wie man möchte- das muss ausgenutzt werden! Wir gehen kurz in die Innenstadt und danach zur besagten Bar. Da warten wir vornedran auf Axel und spekulieren bei jedem vorbeilaufenden Mann, ob es vielleicht ER sein könnte. Irgendwann kommt dann tatsächlich einer auf uns zu und zusammen gehen wir rein. Da sitzen auch schon ein Haufen Leute und wir sagen allen einfach mal „Hallo!“ und setzen uns dazu.
Am Ende des Abends sind wir restlos begeistert. Die Couchsurfing-Community ist einfach grandios! Wir haben innerhalb weniger Stunden Amerikaner, Isländerinnen, Neuseeländer, Schweden, einen Deutschen, Franzosen und noch viel mehr kennengelernt! So macht man Freunde…
Eine Einladung zu einer Barbecue-Party im Anschluss lehnen wir aus Müdigkeitsgründen allerdings ab und gehen mit Axel nach Hause.
Am nächsten Morgen frühstücken wir mit den beiden Hosts und es gibt: Knäckebrot. Was sonst, wir sind ja in Schweden! Elisabeth und Axel erklären uns, dass sie ihre Fahrräder heute nicht brauchen und dass wir sie uns gerne ausleihen könnten. Toll, denn das ist eindeutig schneller als laufen und billiger als Straßenbahn fahren! Und so sehen wir an diesem einen Tag viel mehr von Stockholm, als wir es uns erhofft haben. Wir sehen es von allen Seiten, inklusive Insidertipps unserer Hosts und einem Besuch des Vasamuseums.
Nachdem uns Elisabeth eine Fahrt auf eine der vielen umliegenden Inseln empfohlen hatte, fahren wir mit dem Schiff am darauf folgenden Tag gleich hin, sind von der Natur aber nicht so begeistert wie sie.
Oslo
Abends geht’s dann wieder weiter, und wieder mit dem Nachtzug. Diesmal nach Oslo. Ich habe auf den teuren Liegewagen verzichtet, und stattdessen einen Sitzplatz für 4 € gebucht. Schlafen kann ich in dieser Nacht natürlich nicht gut! In Oslo angekommen erhalten wir eine SMS von unserem neuen Host, Irmelin. Mit ihr treffen wir uns einige Stunden später an der „Sentralstasjon“ Oslos. Davor kümmern wir uns noch um den Flughafentransfer am nächsten Tag, denn hier bleiben wir nur eine Nacht! Irmelin ist selbst erst wenige Tag zuvor nach Oslo gezogen (umso erstaunlicher, dass sie schon Couchsurfer aufnimmt!), weswegen der Weg zu ihrer Wohnung etwas länger ausfällt, als er eigentlich ist. An diesem Tag mache ich noch die grandiose Erfahrung, wie norwegischer Ziegenkäse schmeckt. Nämlich scheiße. Mit Irmelin und ihrem Mitbewohner Christopher erzählen wir restlichen Abend und erfahren viel über Land und Leute! Ob die Behauptung, von Oslo bis zum Nordkap Norwegens sei es weiter als von Oslo nach Istanbul, stimmt, habe ich allerdings immer noch nicht überprüft!
Mit Sack und Pack machen wir uns am nächsten Tag wieder auf in die Stadt, die uns nicht wirklich gefällt. Zu allem Übel ist Oslo eine der teuersten Städte der Welt und alles, was ich mir von meinen übrigen Kronen noch leisten kann, ist eine Packung trockener, ekliger Reiswaffeln, mit der ich den Tag überstehen muss. Nachmittags fahren wir mit dem Bus an den Flughafen und fliegen von dort aus- Ryanair sei Dank- nach Dublin.
Dublin
Da haben wir, seit wir losgefahren sind, zum ersten Mal ein Hostel gebucht. Und Glück haben wir mit der Wahl nicht gehabt! An der Rezeption lässt man uns erstmal eine Stunde stehen, ständig kommen Leute, die sich über Diebstähle beschweren und auf dem Weg in unsere 20er-Betten-Absteige entdecken wir mehr Dreck als wir sehen wollen. Um ganz sicher zu gehen ketten wir unsere Rucksäcke über Nacht an die Betten.
In den nächsten 3 Tagen erkunden wir Dublin und sind erfreut über die- im Vergleich zu Skandinavien- günstigen Preise! Außerdem besuchen wir die St. Patrick’s Cathedral, die Christ Church Cathedral und, na klar, die Guiness Brauerei!
Glücklicherweise gibt es in der Nähe unseres Hostels eine Art „Telefon-Café“, in dem man für 5 Cent nach Hause telefonieren kann. Damit verbringen wir meist unsere Abende!
Mit der Fähre geht es nach diesen 3 Tagen rüber nach England, um genau zu sein nach Holyhead. Von dort aus fahren wir mit dem Zug (ha, ist ja alles kostenlos!) nach Liverpool. Dort haben wir dummerweise noch kein Hostel gebucht. Aber wenigstens Nummern rausgesucht. Von einem öffentlichen Telefon aus rufen wir im „Embassy Hostel“ an und haben Glück: Tatsächlich sind so kurzfristig noch 2 Betten für 2 Nächte frei! Wir laufen also hin und werden dort gleich herzlich mit einer Tasse warmem Tee (bei dem englischen Sauwetter genau das Richtige) begrüßt. Und wir trinken ihn auf die englische Art, mit Milch, was gar nicht so schlecht schmeckt! Kevin, der Besitzer, welcher vor Jahren das Konsulat Venezuelas aufgekauft und renoviert, und das Hostel zu seinem Lebensinhalt gemacht hat, häl uns zunächst einen wirklich interessanten Vortrag über Liverpool. Er liebt die Stadt über alles, weiß alles über sie, und steckt somit all sein Herzblut in die Rede, die er jedem, aber auch wirklich jedem Neuankömmling vorträgt!!
Interkulturell
Schon an diesem Abend lernen wir einen Schweizer, einen Amerikaner, einen Franzosen und einen Polen kennen. Zum ausgehen sind wir allerdings zu müde! Am nächsten morgen inspizieren wir die neue Stadt und sind auf Anhieb begeistert. In einem Viertel, in dem sich u.a. die Walker Gallery und die Stadtbibliothek befinden, stehen lauter riesige, antik anmutende Gebäude. Abends gehen wir nun doch mal aus. Und sind verblüfft. Noch nie haben wir so viele aufgetakelte Mädchen gesehen, und das riesige Kneipenviertel Liverpools ist voll davon! Selbst vor langen Abendkleidern, Cowgirl- oder Bunnyoutfits wird da kein Halt gemacht. Trotzdem lernen wir in einer Bar einen Haufen Iren kennen, die dort den Junggesellenabschied eines Freundes feiern.
Tags drauf gehen wir nicht nur in das „Beatlesviertel“, in dem der legendäre „Cavern Pub“, in dem die Fab Four in ihren Anfangszeiten gespielt haben, liegt, sondern laufen auch noch an das Albert Dock, der Hafen Liverpools, der einst der wichtigste Europas war.
Spontan beschließen wir, unseren Aufenthalt hier um eine Nacht zu verlängern und gehen am Abend mit mehren Leuten, die im selben Hostel wohnen, in einen echt englischen Pub.
Auf geht's in die Metropole Englands- London
Am dritten Tag verlassen wir die Stadt und machen unseren Weg weiter nach London. Hier erwartet uns mal wieder eine Couchsurfing-Erfahrung! Und wieder wissen wir nur, dass es ein Inder ist, bei dem wir 2 Nächte schlafen werden. In London angekommen erhalte ich eine SMS mit der Tubestation, an die wir fahren sollen. Dort warten wir…und warten. Nach einer Zeit rufe ich bei Sharif an, wo er denn sei. Er erklärt uns, dass er nicht kommen könne und dass zwei seiner Freunde uns mit dem Auto abholen würden. Der Kloß in unserem Hals wird immer größer. Ob wir abhauen sollen? Das ist jetzt aber bestimmt eine Falle!
Nach einer weiteren halben Stunde kommt dann tatsächlich jemand auf uns zu, auch ein Inder. Jetzt müssen wir mit. Diese Erfahrung entpuppt sich allerdings als eine der spannendsten auf unserer Reise! Die Inder sind gar keine Inder, sondern Bengalen. Und sie sind die hilfsbereitesten Leute, die wir wohl kennengelernt haben! Überall hin, selbst in den Supermarkt und an den Flughafen morgens um 5.30, fahren sie uns mit dem Auto. Zudem haben sie Freunde von sich eingeladen, von der einer ein exzellenter Koch ist. Er hat uns am ersten Abend Chicken Curry gekocht nach orginal Rezept von der Mama aus Bangladesh. Lecker! Da ich und meine Freundin London beide schon kennen, besuchen wir nicht die typischen „Sights“, sondern nur Camden Town, das Harrod’s und machen noch einen Abstecher auf die Oxford Street.
Flughafen - Alicante
Am Flughafen erlebe ich den schlimmsten Tag des ganzen Trips: Ich habe Pfefferspray, das ich zu meinem Selbstschutz besorgt habe, in meinem Handgepäck. Dass man es nicht mit ins Flugzeug nehmen darf, war mir klar. Nicht aber, dass es illegal ist in Großbritannien und selbst der Besitz strafbar ist. Bis wir von den freundlich scherzenden Flughafenpolizisten erfahren, dass die Situation für mich gar nicht zu lustig ist und ich meinen Flug Richtung Valencia verpassen werde, vergeht erstmal einige Zeit. Maresa schicke ich ins Flugzeug, damit nicht wir beide ein neues Flugticket kaufen müssen. Von mir werden unterdessen Speichelproben, Finger- und Handabdrücke und ein Mugshot genommen. Danach kann ich mich im Flughafen völlig aufgelöst selbst um einen neuen Flug, welcher eigentlich viel zu teuer ist, kümmern. Nach einiger Zeit werde ich für 130 Pfund fündig und muss, nach weiteren 4 Stunden Wartezeit, den Flug nach ALICANTE antreten. Aber zum Glück gibt’s ja Interrail. In Alicante gestaltet sich der Weg zum Bahnhof allerdings schwieriger als gedacht, da kaum einer Englisch versteht. An dieser Stelle nochmals Dank an die Dame im Bus, welche mir mein Fahrticket gezahlt hat, weil mich der Busfahrer mit Kopfschütteln und Blick auf meinen 50 €-Schein wieder rausschicken wollte, wo ich schon wieder den Tränen nahe war!
Nachdem auch der Zug schließlich über eine Stunde Verspätung hatte und ich seit 03.30 Uhr morgens wach bin komme ich aber um 22.00 Uhr abends ENDLICH in Valencia an. Was ein Tag!
Als Entschädigung ist Valencia aber eine unerwartet tolle Stadt! Wir lieben es hier, weswegen wir unseren Aufenthalt auch hier um eine Nacht verlängern. Vom Strand über die Innenstadt bis zum wunderbaren Hostel stimmt hier alles. Hier lernen wir auch wieder viele Leute, unter anderem zwei Deutsche, kennen. An einem Tag „wandern“ wir durch den botanischen Park Valencias, welcher sich durch die gesamte Stadt zeiht und in der „ciudad de las artes y de las ciencias“, einer Anlage mit lauter unglaublich futuristischen Gebäuden, endet.
Nach drei Tagen fahren wir weiter nach Barcelona, wo wir aufgrund der Verlängerung in Valencia nur eine Nacht bleiben. Macht aber nix, schließlich waren wir beide schon mal hier!
Wir schauen trotzdem noch mal den fast obligatorischen Park Güell an, spazieren über die Ramblas und machen es uns am Strand gemütlich.
Frankreichs Süden- Marseille
Unsere nächste Station, die wir mit dem Nachtzug erreichen, heißt Marseille. Im Zug lernen wir einen etwas anhänglichen Franzosen kennen, den wir aber nach der Ankunft am Bahnhof endlich loswerden können. Es ist erst 5.30, also beschließen wir, uns am Strand ordentlich auszuschlafen. Unser Gepäck schließen wir im Bahnhof ein. Hier können wir endlich wieder couchsurfen, doch unsere Hosts, ein Pärchen, hat erst abends Zeit!
Dann aber werden wir von ihr, Fabienne, an einer Straßenbahnhaltestelle abgeholt und zu ihr gebracht. Dieses Haus scheint alles bisherige zu toppen: Die beiden Physiotherapeuten haben ein eigenes Bungalow, welches unglaublich stylish eingerichtet ist, samt Garten und Pool. Dort erwartet uns auch schon William, der für uns den Grill angeschmissen hat. Mit beiden verstehen wir uns wirklich gut; sie geben uns den Tipp, zu den „Calanques de Sagiton“ zu wandern. Das ist ein kleiner geheimer und paradiesischer Strand am unteren Ende von riesigen Klippen, nicht allzu weit von Marseille entfernt. Dummerweise verlaufen wir uns bei 35 Grad im Schatten irren 2 Stunden in der Hitze umher, aber letztendlich kommen wir doch noch an und die ganze Mühe (inklusive Maresas Sonnenstich) ist beim Anblick dieser traumhaften Bucht sofort vergessen.
Marseille, die Stadt, ist nicht sonderlich schön, allerdings gibt es den Palais Longchamp, welcher alles wieder wett macht!
Nizza
Nach Marseille geht es für uns weiter nach Nizza. Wir freuen uns darauf, denn hier bleiben wir ganze 6 Nächte, damit wir die vielen umliegenden Städte, die man mit dem Zug schnell erreicht, auch besichtigen können. Es tut gut, irgendwo mal länger als 3 Nächte zu bleiben, jetzt können wir endlich mal rasten.
Am Bahnhof werden wir von Sebastien, unserem neuen Host, abgeholt. Er bringt uns zu seiner Wohnung, wo uns beinah die Augen rausfallen: Er wohnt in einer Urlaubs-Clubanlage inklusive Pool, Bar, Friseur, Supermarkt und Apotheke; seine Wohnung ist bezüglich Hightech auf dem neusten Stand und das beste: Sie hat Meerblick. Noch am selben Abend gehen wir mit ihm in das Clubeigene Restaurant, in dem wir ein paar andere feste Bewohner dieser Anlage kennenlernen, der Großteil davon Paris Hilton Verschnitte samt Minihund und Louis Vuitton Tasche dabei. Mit unseren Shorts fühlen wir uns relativ unangepasst.
Danach lassen wir uns überreden, mit Sebastien in eine Bar am Strand zu fahren, obwohl er schon etwas getrunken hatte. Dummerweise fährt er alles andere als angepasst und wir hatten im Auto Todesangst. Auf unsere Bitte im Club hin, doch freundlicherweise nichts mehr zu trinken, sagt er nur: „Keine Sorge, ich fahre nachher langsam!“ und bestellt sich darauf hin erst einmal eine Flasche Havanna. Glücklicherweise haben wir die Gelegenheit, von zwei seine Kollegen, die schon um 1 Uhr gehen wollen und kaum etwas getrunken haben, mitgenommen zu werden. Andernfalls hätten wir nicht gewusst, wie wir zurück kommen sollten.
Auch die restlichen Tage werden wir mit ihm nicht wirklich „warm“ und lernen ihn auch nicht wirklich kennen. Er ist fast jeden Abend in dieser Bar, wo wir natürlich nicht mehr mitwollen, und bringt ab und an ein Mädchen mit nach Hause.
Cannes- die Film-Fest-Stadt
Trotzdem machen wir uns eine schöne Zeit, nutzen den Pool, Sebastiens Heimkino und fahrn in den 6 Tagen nach Cannes, wo es uns nicht sooo sehr gefällt, nach Grasse, wo die Häuser am Bahnhof unglaublich hässlich sind, es sich aber nach einigen Stufen als ein wunderschönes Dorf entpuppt, und Monte Carlo. Hier werden wir von Reichtum reizüberflutet: Überall die teuersten Autos, Yachten, Geschäfte, und und und…
Zufällig sind wir zur richtigen Zeit am richtigen Ort und sehen Nelson Mandela, wie er, von Applaus begleitet, aus dem „Hôtel de Paris“ an seine Limousine begleitet wird. Ein weiterer Höhepunkt unserer Reise!
Natürlich laufen wir auch hoch zur Residenz der Grimaldis, treffen aber leider kein Mitglied des Königshauses persönlich.
Da wir die Sonne des Südens so gut wie möglich genießen wollen, verbringen wir in Nizza natürlich auch viele Stunden am Strand. Von der Stadt selbst sind wir enttäuscht. Sie ist so voller Baustellen, dass wir nur knapp eine Stunde dort sind.
Von Frankreich nach Italien
Nach keiner Verabschiedung, da Sebastien natürlich nicht wie versprochen aufgestanden ist um tschüss zu sagen, verlassen wir Nizza am morgen des sechsten Tages und fahren weiter nach Mailand. Hier haben wir sogar ein Hotel gebucht, da es preislich genauso günstig war wie ein Hostel (wobei das Frühstück, dass im Preis inklusive ist, aus einem Croissant, ein paar Keksen und einer Tasse Milch besteht. Als Begründung höre ich nur „This is Italia!“). Außerdem fliegt Maresas Freund heute zu uns, um uns die letzten vier Tage zu begleiten. Mittlerweile kann ich den Heimflug kaum noch erwarten. In Mailand langweilen wir uns, obwohl wir nun zu dritt sind, tierisch. Ohne Geld kann man hier einfach nichts machen! Nach zwei Tagen totgeschlagener Zeit fahren wir dann zu unserer Endstation, Venedig.
Unser Hostel hier hat leider Knastatmosphäre. Die Wände sind nicht mal bis zur Decke hochgezogen, sodass jedes Stockwerk ein riesiger Raum ist. Besonders freundlich ist das Personal auch nicht. Und über die 22 € für ein 3-Tagesticket für die Vaporetti ärgere ich mich auch. Aber was bezahlt ist, wird auch ausgenutzt! Und so sehen wir nicht nur die Hauptinsel mit dem Markusplatz, auf dem wir uns über die Leute wundern, die gar nicht genug Mais über sich streuen können, um so viele Tauben wie möglich auf sich zu locken, der Rialtobrücke und den vielen überteuerten Geschäften, sondern auch die Inseln Lido, wo gerade die Biennale stattfindet, Murano, eine Friedhofinsel und schließlich die tolle, bunte Insel Burano, auf der kein einziges Haus weiß gestrichen ist. Schließlich, nach 34 Tagen und um so viele Eindrücke reicher, treten wir mit dem Flugzeug doch etwas wehmütig den Heimweg an.
Alles in allem war dieser Europatrip, trotz einigen Hängern zwischendrin, einfach großartig! Er ging im Nachhinein viel zu schnell rum, und es würde mich nicht wundern, wenn ich aufwachen würde und alles doch nur ein Traum war und der Trip noch gar nicht stattgefunden hat.
Ich weiß nicht, ob ich in meinem Leben innerhalb von 5 Wochen noch mal so viele tolle Leute kennenlernen und so viele großartige Erfahrungen sammeln werde!!!
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