Reisebericht Venezuela, Kolumbien, Ecuador
von Horst Wehrse auf 25.06.2019
Abenteuer Südamerika
Eigentlich wollten Uwe und ich in diesem Jahr nach Südafrika. Wenn, ja wenn er sich nicht in Teresa aus Guayaquil/Ecuador verliebt hätte. Logisch, dass der Tafelberg und die Waterfront in Kapstadt für ihn nur noch Nebensache sind und stattdessen Südamerika absoluten Vorrang hat. Mir ist es egal und so vereinbaren wir, dass jeder für sich allein losfliegt und wir uns an einem bestimmten Tag in Ecuador treffen.
Venezuela
Die Zeitverschiebung beträgt sechs Stunden. Mit dem Flughafenbus und danach mit dem Taxi fahre ich in die Innenstadt. Uwe, der vor Jahren schon einmal hier war, hatte mir das Hotel „Cristal“ im Zentrum empfohlen, für 13 USD pro Nacht belege ich ein Zimmer.
Es ist kein Problem, mit amerikanischen Dollar zu bezahlen, dennoch bemühe ich mich als erstes, einige Reiseschecks zu tauschen. Die normalen Banken sind allerdings nicht zuständig, sondern ein spezieller Wechsel-Laden „La Moneda“. Für einen Dollar erhalte ich den Gegenwert von 464 Bolivares.
In Caracas fällt mir gleich die hohe Polizeipräsenz auf, viele Balkons sind vergittert.
Es ist sehr viel los auf den Strassen, in der Ferne schimmern die Kordilleren.
Mit der Metro fahre ich zur Plaza Bolivar, die Kathedrale und das Regierungsgebäude mit der Kuppel gefallen mir am besten.
Stühle und Tische stehen draußen vor den Lokalen, auf einigen Plätzen Schachtische. Zwei Polizisten auf der anderen Straßenseite kontrollieren alle vorbeikommenden jungen Männer.
Auf meine Frage, wie man am besten zu den Angel-Falls (Salto Angel) kommt, ordert der Hotel-Portier einen Reiseagenten her. Sein Angebot sagt mir aber nicht zu, es erscheint mir zu teuer und ich lehne ab. Lieber versuche ich es auf eigene Faust.
Das Ticket für die Weiterfahrt nach Ciudad Bolivar kaufe ich am Busbahnhof „Terminal de Oriente“. Die Hinfahrt mit Metro und Sammeltaxi ist ganz einfach, bei der Rückfahrt in die Stadt habe ich Probleme, den richtigen U-Bahn-Eingang zu finden, ein freundlicher Herr zeigt mir den Weg.
Der Bus nach Ciudad Bolivar ist voll, draußen ist es noch heiß, drinnen fürchterlich kalt, viele Mitreisende haben Decken dabei, ich behalte meine Jacke an und friere dennoch, die Klimaanlage bietet nicht nur Vorteile. Bei allen Stopps steige ich aus und wärme mich draußen auf.
Leider kann man während der Fahrt nichts sehen, es ist stockdunkel.
Gegen 5.oo h morgens sind wir am Ziel, ich nehme mir gleich ein Taxi, fahre zum Flughafen
und erwerbe ein Rückflugticket nach bzw. ab Canaima, dem Ausgangspunkt zu den Angel-Falls.
Der Flug dauert 1 ½ Stunden, 20 Minuten länger als geplant, ich darf als einziger Passagier vorn sitzen, der Rest des Fliegers wird von geschlachteten Hühnern in Beschlag genommen. Die Beifahrertür an meiner Seite schließt nicht richtig, vorsichtshalber kontrolliere ich noch einmal, dass der Sicherheitsgurt wenigstens richtig geschlossen ist. Dem Piloten ist es egal, ob ich angeschnallt bin oder nicht.
Es ist sehr wolkig, wir fliegen und fliegen, nur Urwald unter uns soweit das Auge reicht, der Pilot kann das Ziel nicht erkennen. „Donde esta el rio“ fragt er, wo ist der Fluss, ein mulmiges Gefühl beschleicht mich.
Irgendwann kommen wir doch an, bei der Landung öffnet sich die Tür an meiner Seite mit Getöse. Mit zitternden Beinen steige ich aus und verlasse den Flughafen. Ein junger Mann nimmt mich in Empfang und vermittelt mir, nachdem ich den Parkeintritt entrichtet habe, einen Platz in einem Hängemattencamp.
In Canaima ist nicht sehr viel los. An der anderen Seite der Lagune sind zwei schöne Wasserfälle, kurz vor der Landung konnte ich sie im Flugzeug bereits gut erkennen.
Mittags öffnet der Himmel sämtliche Schleusen, es gießt aus allen Kübeln, einen solchen Wolkenbruch habe ich noch nicht erlebt. Das Wasser prasselt auf das Wellblechdach, ich kuschele mich in die Hängematte und fühle mich wundervoll geborgen.
Kurz vor 5.oo h werde ich am nächsten Morgen geweckt, mit einem Kleintransporter fahren wir an den Wasserfällen vorbei, die man allerdings nur hören kann, zum Kanu.
Wir sitzen mit zehn Personen im Boot, der Lenker und neun Touristen. Nach etwa einer halben Stunde müssen wir das Kanu verlassen und eine Zeit lang zu Fuß gehen, der Rio Carrao ist wegen einiger Stromschnellen an dieser Stelle nicht passierbar.
Dann geht es weiter, es ist total anheimelnd in der Dunkelheit, nur das Rauschen des Flusses im Ohr.
Nach dem Frühstück in einem Camp wird es heller und wir erkennen die ersten Tafelberge. Eine längere Zeit genießen wir die überwältigende Kulisse der Berglandschaft.
Einer der Männer im Boot fragt nach meinen nächsten Reisezielen. Als er erfährt, dass es nach Kolumbien weitergeht, rät er zu absoluter Vorsicht und beschreibt mir, wie gefährlich es ist. „Peligroso, peligroso“ höre ich fortwährend.
Dann, nach insgesamt vierstündiger Bootsfahrt, sind wir am Ziel und ein, jedenfalls für mich, anstrengender Aufstieg durch den Urwald beginnt. Oben angekommen gibt es für jeden ein Glas Wasser zur Belohnung.
Doch was sehen wir, nur Wolken, vom Salto Angel, dem höchsten Wasserfall der Erde, ist nur ein kleiner unterer Teil zu erkennen.
Wir marschieren wieder nach unten und durchqueren den Fluss bei voller Strömung. Neben der Bootsanlegestelle werden zum Lunch Hähnchen gegrillt. Einige Mitreisende baden im Fluss, ich mache einen kleinen Spaziergang und was sehe ich – den Wasserfall in seiner vollen Länge, man schätzt ihn auf 950 bis 1000 m. Die Wolken hatten sich verzogen und der Salto Angel zeigt sich uns in seiner ganzen Pracht und Schönheit, ich hätte jubeln können.
Die Rückfahrt dauert nicht ganz so lange, da wir mit der Strömung fahren. Dennoch weiß ich bald nicht mehr, wie ich sitzen und wo ich meine Beine lassen soll.
Am Sapo-Wasserfall legen wir eine Pause ein, wir gehen unter dem Fall hindurch, der Geräuschpegel ist überwältigend. Trotz Regencape ist fast alles an mir nass geworden.
Auf dem Rückflug genieße ich ein letztes Mal die Naturschauspiele von oben. Wir sind vier Personen einschließlich Pilot. Anschnallen brauchen wir uns nicht. Der Pilot telefoniert während des Fluges per Handy.
In Ciudad Bolivar checke ich im „Gran Hotel Colonial“, direkt am Orinoco, ein. Ich mache einen längeren Spaziergang am Fluss entlang, man könnte meinen, es handele sich wegen der Ausmasse um einen See.
Auch in diesem Ort gibt es wieder die typische Plaza Bolivar mit Kathedrale.
Den Abend verbringe ich auf dem Hotelbalkon, der als Bar dient, mit freiem Blick auf den Orinoco, einfach herrlich. Schöne graziöse Frauen erregen meine Aufmerksamkeit.
Nach Caracas zurück nehme ich ein Flugzeug. Es ist schon relativ spät, ich habe keine Lust, in die Innenstadt zu fahren und erkundige mich nach einem Hotel in der Nähe des Flughafens.
Das Taxi fährt und fährt, langsam werde ich unruhig. Der Taxifahrer erklärt mir, dass das Hotel in La Guaira liegt, direkt am Karibischen Meer.
Schließlich kommen wir doch an und ich genieße ein Abendessen im Freien mit Meeresrauschen als Hintergrundmusik. Hier erhalte ich zum ersten Mal Münzen als Wechselgeld, in Caracas gab es nur Scheine. Die Inflationsrate, so erzählt mir ein Kellner, soll in den letzten zehn Jahren von sechs auf 1000 % gestiegen sein.
Im Flughafen erwerbe ich am nächsten Tag ein Ticket für einen Flug nach Bogota, zahle 21 USD Ausreisetax und dann heben wir auch schon ab.
Kolumbien
Nach 1 ½ Stunden landet die Boeing 757 der kolumbianischen Fluggesellschaft Avianca im National-Airport. Ich beschließe, so bald wie möglich nach Cali weiterzufliegen. Milena, eine in Kolumbien gebürtige und jetzt in Deutschland lebende Freundin von mir, ist dort zur Zeit und besucht ihren Vater.
Sie hatte mich vor einem Vierteljahr eingeladen und ich weiß nicht, wie lange sie noch bei ihren Verwandten verweilen wird.
Der Weiterflug lässt nicht lange auf sich warten, nach halbstündigem Flug sind wir in der Stadt, die u. a. wegen der Drogenmafia sehr bekannt ist.
Mit dem Bus fahre ich zum Stadtterminal, dann mit dem Taxi weiter zum Hotel „Americana“.
Milena ist noch in Kolumbien und wir verabreden uns telefonisch. Meine Wertsachen packe ich in den Hotel-Safe, denn, so O-Ton Milena, Kolumbien ist gefährlich.
Zusammen mit ihrer Freundin Leonor holt sie mich abends ab. Wir machen Sightseeing, halten an vielen Punkten an, besuchen die alten Stadtviertel mit den schönen Häusern, aber auch das neue Cali. Auch hier sind viele Fenster vergittert.
Mehrere riesige Grundstücke gehören zwei Tanten von Milena, sie sollen über unerhörten Reichtum verfügen. Auch ihr Vater war früher vermögend, er war zeitweise Konsul in Ecuador, hatte eine Mentholfabrik, zuletzt eine Fabrik für Unterwäsche.
Seine Freundinnen sorgten dafür, dass der Reichtum nicht überhand nahm. Angeblich war er häufig Gast in Motels, die in Südamerika eine andere Funktion als in Europa haben.
Leonor kann ein klein wenig deutsch, da ihre Mutter aus Deutschland ist.
Milena fährt wie der Teufel, noch nie bin ich so oft von der falschen Seite in Einbahnstrassen gefahren.
An einem der nächsten Tage muss ich schon um 5.3o h aufstehen, wir machen einen Ausflug nach Armenia. Es ist eine superlange aber wunderschöne Fahrt und ich habe viel über Kolumbien erfahren. So höre ich von Milena, dass
- es sich bei der jetzigen Drogenmafia ursprünglich um einfache Landarbeiter handelt. Sie wurden früher selten vom Patron kontrolliert und bauten für sich Kokablätter an. Jetzt herrscht absolute Korruption
- ein Motel mehr oder weniger ein Stundenhotel ist
- Nationalpflanzen des Landes die Orchidee und die Palma de Sera sind
- man immer und überall aufpassen muss, so wurden wir beim Tanken übers Ohr gehauen, die Messuhr wurde nicht auf Null gestellt
- ich als „reicher“ Gringo bei möglichen Kontrollen den Mund halten soll, um den Preis auf einem möglichen Strafzettel nicht in die Höhe zu treiben. Auf meine Frage, wer denn die Straßenkontrollen durchführt, meint Milena, meist ist es die Guerilla, sofort steigt mein Adrenalinspiegel
Tatsächlich machen wir noch einige Male die Erfahrung, dass meine Anwesenheit den Preis hochkatapultiert, einmal beim Kauf von Zapotes, einer grünen Frucht mit orangefarbenem Fruchtfleisch, ein anderes Mal in der Autowerkstatt.
Der Mann einer Freundin Milenas wurde vor zwei Jahren gekidnappt, trotz Zahlung des geforderten Lösegeldes hat man kein Lebenszeichen mehr von ihm vernommen.
Wenn Mafiosi eine Freundin leid sind, soll es vorkommen, dass man sich ihrer durch Mord entledigt.
Milena hat in Armenia zu tun, ich besuche derweil den Parque de Cafe. Der biologische Pfad ist sehr interessant, das Drumherum eher kitschig.
Auf dem Heimweg legen wir eine Pause auf einer der endlos langen Kaffee-Plantagen ein. Außer Kaffee wird in diesem Teil von Kolumbien Zuckerrohr angebaut, auch gibt es viele Bananen-Plantagen.
Cali soll die Salsastadt sein. Einen Abend verbringen wir im „armen Viertel“, der Hochburg des Salsatanzes mit vielen Diskotheken. Früher war elegante Abendgarderobe angesagt, heute geht man in normaler Kleidung. Wir wechseln einige Male das Lokal, in einer Gaststätte wird mir eine Frau angeboten.
Den Vorschlag von Milena, eine Indianersiedlung in den Bergen zu besuchen, finde ich ausgesprochen gut. Als sie dann erklärt, dass sich dort auch die Narcotic-Guerillas aufhalten, lehne ich dankend ab. Auch ihre kolumbianischen Freundinnen und Freunde haben kein Interesse, sie dorthin zu begleiten.
Am Stadtrand von Cali befinden sich die Häuser der Reichen, die Anwesen der Drogenbosse sind von einer großen Mauer umgeben. Man kann von hier die imposante Christus-Statue gut erkennen, ähnlich wie Cristo Rei in Rio de Janeiro oder Lissabon.
In den weniger vornehmen Stadtbezirken stehen viele Häuser und Wohnungen zum Verkauf an, die Preise sind in den Keller gefallen.
Milenas Vater erhält eine kleine Rente, viele der Landsleute haben dieses Privileg nicht, auch nicht die Kranken und Krüppel, selbst die Kirche hilft diesen Leuten nicht.
Leider müssen wir nach einigen Tagen Abschied nehmen. Die Familie bringt mich zum Flughafen und ich besteige das Flugzeug nach Bogota. Beim Landeanflug kann ich viele Gewächshäuser erkennen, Kolumbien soll nach den Niederlanden der zweitgrößte Blumenexporteur sein.
Mit dem Bus fahre ich vom nationalen zum internationalen Flughafen und habe einige Mühe, Informationen über meinen Anschlussflug nach Quito zu finden, auf den Terminals ist nichts vermerkt, das mir weiterhelfen könnte. Schließlich klappt es doch und nach einstündigem Flug erreiche ich abends die Hauptstadt von Ecuador. Ein Weiterflug nach Guayaquil, der größten Stadt des Landes, ist nicht mehr möglich und so suche ich mir ein Hotel in Flughafennähe.
Ecuador
Der Airbus 320 der Gesellschaft SAETA bringt mich am nächsten Morgen in 45 Minuten ans Ziel, Teresa und Uwe warten bereits. Wir fahren zusammen mit dem Auto ins Hotel „Indira“ und verabschieden uns von Teresa, die zur Arbeit muss.
Beim Stadtbummel sehen wir eine gewaltige Blaskapelle auf einem zentralen Platz, u.a. mit zehn Klarinetten und zwölf Saxofonen besetzt. Wir steuern ein sehr hektisches Reisebüro an und erwerben Tickets für den Besuch der Galapagosinseln.
Am Malecon, der Flaniermeile am Rio Guayas, essen wir zu Mittag die Nationalspeise ceviche, es handelt sich um rohen Fisch in Saft mariniert.
Später sehen wir in einem Park eine Schildkröte und mehrere Iguanas (Landleguane).
Abends besuchen wir Teresa in ihrem Salsakurs, anschließend bestellen wir in einem Restaurant lomo und erhalten ein Steak, an dem mindestens drei Holzfäller ihre Freude gehabt hätten.
Teresa arbeitet im Diners-Club. Sie empfing von Harms aus Bremen ein Telefax mit den Bundesliga-Ergebnissen, leider hatte Werder in Duisburg! verloren.
Am nächsten Morgen treffe ich Uwe im Flughafen. Nach dem Einchecken haben wir noch genügend Zeit, ein einfaches aber völlig überteuertes Frühstück einzunehmen. Es gibt in ganz Ecuador meistens Nescafe, obwohl doch jede Menge Kaffee im Land angebaut wird.
Dann habe ich ein in meinem Leben wohl einmaliges Erlebnis: Eine junge hübsche Frau spricht mich an „Tú eres Horst“? Sie fragt, ob ich Horst sei. Ich fasse es nicht, Tausende von Kilometern von zu Hause entfernt und dann das.
Später klärt sich die Sache auf. Miriam ist eine Bekannte von Teresa und hat bei ihr wie auch immer ein Foto von mir gesehen, aber dennoch, ich bin völlig sprachlos.
Sie hat Geschäftsfreunde zum Flughafen gebracht und verspricht, mich bei der Rückkehr hier wieder abzuholen.
Wir fliegen mit einer Boeing 727 und landen nach etwa 90 Minuten auf der Insel „Baltra“ des Galapagos-Archipels. Die Zeitverschiebung zu Deutschland beträgt jetzt acht Stunden bzw. eine Stunde zum ecuadorianischen Festland.
Es sind 11 USD Inseltax zu entrichten, den Eintritt, 80 USD, hatten wir bereits im Reisebüro bezahlt. Unter den Mitreisenden sind erstaunlich viele Israelis.
Zunächst geht es mit dem Bus zum Hafen, dann mit dem Boot zur Insel „Santa Cruz“. Ein Israeli versucht um den Bootspreis zu feilschen, sofort stoppt der Bootsführer, dreht um und will ihn wieder am Hafen absetzen, im selben Moment wird das Portemonnaie gezückt.
In Puerto Ayora besichtigen wir die Darwin-Station, einige Riesenschildkröten werden hier gehalten. Unterwegs sehen wir viele Meerechsen, Leguane und Pelikane.
Gegen abend dann besteigen wir das Schiff, das in den nächsten Tagen unser Zuhause sein wird. Zwei ältere Spanierinnen sind bei den Mahlzeiten unsere Tischdamen.
Am nächsten Morgen sind wir bereits vor der „Isla Floreana“, die ´Galapagos Adventure´, unser Schiff, war die Nacht durchgefahren.
Ein Dingi bringt uns von jetzt an immer an Land, wir wissen vorher, ob wir nasse Füße kriegen oder nicht, auf dem Tagesplan steht entweder „wet landing“ oder „dry landing“.
Am Beginn der Insel halten wir an einem „Postamt“ an, man kann Postkarten hinterlegen in der Hoffnung, dass sie jemand aus dem Heimatland mitnimmt, ich finde es albern.
Dann endlich sehen wir die Tiere, gleich zu Anfang beeindrucken mich die Blaufußtölpel, wenn sie kamikazegleich ins Wasser stürzen um einen Fisch zu fangen. Es erweist sich als außerordentlich schwierig, diese Aktion zu fotografieren.
Meerechsen und Krebse finden wir in dieser Bucht ebenfalls reichlich vor.
Dann ist er da, der erste Seelöwe, er wird von uns umringt, die Kamera im Anschlag. Wer kann schon wissen, dass in den nächsten Tagen Tausende seiner Kameraden ein ebenso schönes Motiv abgeben.
Bei der Weiterfahrt wird unser Schiff permanent von Pelikanen und Fregattenvögeln begleitet, bei den männlichen Fregattenvögeln ist der rote Kehlsack gut zu erkennen.
Kurz vor der Landung taucht vor uns ein Pinguin im Wasser auf, es soll der einzige bleiben.
Am Strand empfangen uns ganze Heerscharen von Seelöwen, alte Paschas rufen die jungen Tiere zur Ordnung, am besten gefallen hat mir die Fortbewegung auf dem Lande und die Unterhaltung der Tiere untereinander.
Einige Mitreisende baden und erleben, wie die Seelöwen immer spielerisch um sie herumschwimmen. Ich mache währenddessen einen Spaziergang und bemerke leider nicht, dass ein Tier mittleren Alters im Gebüsch liegt, es faucht mich an und ich weiß nicht, wer von uns beiden größeres Herzklopfen hat.
Nachmittags erkunden wir eine Lagune und kommen an einigen Flamingos vorbei, eine Riesenschildkröte schwimmt im Meer und tut uns nicht den Gefallen, an Land zu gehen.
Unser Begleiter erklärt, dass sich die kleineren Schildkröten im Hochland aufhalten und die Riesen im Wasser, ich war etwas enttäuscht, nicht mehrere Tiere dieser Gattung sehen zu können, habe ich doch Galapagos immer mit Schildkröten in freier Natur in Verbindung gebracht.
Bei der Poststation „Wittmer“, betrieben von einer deutschen Siedlerfamilie, gibt es einen Stempel in den Reisepass, meine hier aufgegebenen Ansichtskarten erreichen ihren Empfänger jedoch nicht.
Auch die „Isla Espanola“ ist ein Domizil etlicher Seelöwen, hier entdecken wir viele Muttertiere mit ihren Jungen, eine große Anzahl von Meerechsen, Hunderte von Blaufuß- und Maskentölpeln, einige mit niedlichem Nachwuchs im Nest. Einige Albatrosse fliegen über uns, gern hätte ich eine Landung à la Walt Disney´s Mäusepolizei gesehen, den Gefallen erweisen sie mir leider nicht.
Zum Programm gehört dann noch die Gardner-Bay mit ihrem langen weißen Strand, wo wir herrlich baden, und die Insel „Seymor“. Hier begeistern uns einige männliche Fregattenvögel mit einem wunderbar aufgeblasenen roten Kehlsack.
Miriam wartet tatsächlich im Flughafen auf mich und bringt mich mit dem Auto ihres Neffen ins Hotel, Uwe wird von Teresas Mutter und Cousine abgeholt, abends wollen wir uns wieder treffen.
Wir fahren zur Plaza Bolivar und speisen in einer Cafeteria. Plötzlich kommt etwas Unruhe auf, Adolpho Abdallah, der Bruder des Präsidenten, betritt das Lokal und nimmt einige Tische in Beschlag. Seine Bodygards, Polizisten im Kampfanzug mit Gewehren und Pistolen, sitzen derweil am anderen Ende des Cafes und essen.
Adolpho ist, so sagt Miriam, Sozialminister von Ecuador.
Als nächstes steht ein Besuch von Miriams Schwester auf dem Programm, zwei ihrer fünf Kinder sind zu Hause, ihr Mann ist Rechtsanwalt und noch im Büro. Sie bewohnen ein Haus in einer vornehmen Gegend, ich werde freundlich und liebevoll aufgenommen.
Abends treffen Teresa und Uwe in der Hotelbar zu uns. Zwischen den Frauen herrscht eisige Stimmung und wir wissen bis heute noch nicht warum.
Nach einiger Zeit sind Miriam und ich wieder allein, eine Drei-Mann-Kapelle spielt in der Bar und wir tanzen ein wenig, ab und zu geht einer der Gäste ans Mikrofon und singt mehr schlecht als recht. Einmal kommt der Saxofonist zu uns und meint, die Dame am Nebentisch hätte gesagt, sie kennt mich, ich sei auch Saxofonist. Ist das nun Telepathie oder habe ich einen Doppelgänger?
Morgens läuft „Derrick“ im Fernsehen, deutsch mit spanischen Untertiteln. Eine von Teresas Freundinnen heiratet heute und ich brauche unbedingt noch adäquate Festkleidung. Als Rucksackreisender stellt die Mitnahme entsprechender Garderobe ein logistisches Problem dar, also muss ich mir noch eine neue Hose kaufen, auf eine Jacke verzichte ich. Im dritten Geschäft werde ich fündig.
Punkt 18.oo h warte ich in der Hotelbar auf Teresa und Uwe, es wird spät und später. Gegen 21.oo h endlich erscheint Uwe, sichtlich verärgert, Teresa war über drei Stunden beim Friseur und er hing im Haus herum.
Dann fahren wir zur Hochzeitsfeier, es ist sehr vornehm, alle Herren im Smoking, beim Eintreten fragt man mich, ob ich denn kein Jackett habe. Die Gastgeber hat es aber nicht gestört.
Es heiraten Drazen und Inge, wie soll man sonst auch in Südamerika heißen. Inges Vater ist vor 30 Jahren aus Deutschland eingewandert, Drazen kommt aus Jugoslawien.
Eine Band spielt sehr gut, aber für meine Begriffe zu laut, auch die Discomusik in den Pausen hätte ihre Lautstärke gern reduzieren dürfen. Ich tanze einige Male mit Ilse, der Schwester von Inge, und habe nicht zuletzt wegen des Geräuschpegels einige Probleme, mich mit ihr zu unterhalten.
Am Tisch wird Sekt, Wasser, Cola und Scotch serviert. Um Mitternacht eröffnet das Brautpaar das große Hochzeitsbuffet mit leckeren warmen und kalten Speisen, dazu wird Wein gereicht. Ich lange kräftig zu, der Käse-Imbiss zu Beginn der Feier sagte mir nicht so zu.
Die Braut trägt einen weißen Schleier. Zu vorgerückter Stunde verschenkt sie nach altem Brauch ihre Strumpfbänder an Freundinnen, später wird, wie auch in Deutschland üblich, der Brautstrauß geworfen.
Um halb drei verläßt das Brautpaar die Feier, die Musik hört um 3.oo h auf zu spielen.
Beim Hotel angekommen muss ich mich nun leider von Teresa und Uwe trennen.
Etwas verkatert warte ich am nächsten Morgen im Hotelfoyer auf ein Taxi. Einige Einheimische raten mir noch, im Bus-Terminal und auch später im Bus sehr vorsichtig zu sein. Cuidado und peligroso sind ihre häufigsten Vokabeln, vorsichtig und gefährlich, und das nach einer durchfeierten Nacht.
Aber es geht alles gut und die Busreise nach Quito wird zu einem schönen eindrucksvollen Erlebnis. Die Zugbegleiterin reicht Kekse und Cola. Nach kurzer Zeit ist das Fenster vor mir zertrümmert, Steinschlag? Ich weiß es nicht.
Später führt der Weg durch die Anden, die Sichtverhältnisse verschlechtern sich und ich schlafe etwas.
In Quito entscheide ich mich für das Hotel „Ambassador“, hier treffe ich zum ersten Mal während dieser Reise auf deutsche Touristen. Auch kommen mir zwei Männer bekannt vor, ich meine, sie in der Darwin-Station auf Galapagos gesehen zu haben.
Heute geht es früh ins Bett, die Höhenluft macht mir etwas zu schaffen, oder ist es eine Nachwirkung auf die Hochzeit?
Am nächsten Tag beginne ich die obligatorische Stadtbesichtigung mit einem Besuch der Altstadt. Es gefällt mir sehr gut und ich wandere eine ganze Zeit umher und sehe mir das Teatro Sucre an, die Plaza de la Independencia mit der Kathedrale, dem Palacio Municipal (Rathaus), dem Bischofspalast und dem Regierungsgebäude.
Es ist kühl hier, die Höhenluft macht sich doch bemerkbar.
Ein Taxi bringt mich auf den Panecillo, einem Vulkankegel in der Altstadt. Man hat von hier eine wunderbare Aussicht auf die Stadt und Umgebung. Auf der Spitze des Kegels thront das Wahrzeichen von Quito, die Jungfrau oder Virgen de Quito.
Der Reiseführer empfiehlt, mit dem Taxi hochzufahren, zu Fuß soll man leicht Opfer eines Raubüberfalles werden.
Während dieser gesamten Reise habe ich keine Probleme, meine Sicherheit ist zu keiner Zeit gefährdet, allerdings bin ich auch sehr vorsichtig vorgegangen, habe alle Wertsachen, so möglich, am Körper verstaut und alle Gegenstände auf verschiedene Verstecke verteilt. In manchen Hotels konnte ich einen Safe mieten.
Man sagt, das gebrannte Kind scheut das Feuer, Ende 1990, bei meiner ersten Reise nach Südamerika, wurde ich viermal beraubt.
Auf dem Rückflug versuche ich ohne Erfolg, einen Blick auf den Cotopaxi zu werfen, werde aber durch andere Berge, die durch die Wolkendecke lugen, entschädigt.
Auf Curacao haben wir noch eine Stunde Aufenthalt, dann geht es nonstop nach Europa.
PS: Teresa und Uwe sind mittlerweile verheiratet und haben Familie.
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