Reisebericht Venezuela
von fintu auf 25.06.2019
Piranhas von der Angel frisch auf den Tisch
Nicht nur im Dschungel, auch in den Flüssen Venezuelas tummeln sich diverse Viecher, denen man nicht allzu nahe kommen möchte: Krokodile, Anakondas und Zitteraale gehören dazu, vor allem aber Piranhas. Im Orinoco und seinen Nebenflüssen wimmelt es von den kleinen gefräßigen Biestern. Ein ganzes Pferd, heißt es, kann ein Piranha-Schwarm in Minutenschnelle abnagen bis auf die Knochen. Aber bissig, wie sie sind, gelten sie selber auch als Leckerbissen. Und weil ihr Appetit scheinbar nicht zu stillen ist, sind sie für Angler ein gefundenes Fressen. Man braucht nur einen Köder ins Wasser zu halten und schon beißen sie an. Das funktioniert immer - zumindest in der Theorie...
In einem schnellen Boot mit Außenborder fahren wir flussaufwärts. Der Rio Apure, einer der größten Nebenflüsse des Orinoco, ist hier breit wie der Niederrhein. Gerne würde man mal die Hand ins Wasser strecken, aber hier soll es ja so viele Piranhas geben. Also besser nicht. Nach ein paar Kilometern biegen wir in einen namenlosen Zufluss des Rio Apure ein. Der ideale Platz für einen großen Fischzug, meint Oliver Schmitz, Reiseleiter und Piranha-"Experte".
"Ihr nehmt ganz einfach 'n bisschen rohes Fleisch, spießt's auf den Angelhaken, 'reinhängen, und sobald man merkt, dass es zuckt, zuckt man gegen und dann ist das Fleisch gefressen wie jetzt."
Nicht mal eine Angel braucht man, eine Schnur mit einem Haken genügt. Die Piranhas sind nicht wählerisch - oder etwa doch?
"Haste einen?"
"Da war was."
"Halt, wir haben einen - und wieder ab. Das gibt's doch nicht! Die wollen heute nicht richtig."
Und dann zappelt doch einer am Haken. Leider nicht mal handtellergroß. Aber dennoch mit Vorsicht zu behandeln.
Wenn ein Piranha anbeißt
"Wenn ihr ihn 'rausnehmt, müsst ihr höllisch aufpassen, dass er nicht beißt. Und wenn man ihn abmacht, immer hinter die Kiemen, dass man ihn sicher hat. Die sind sehr rutschig. Schaut mal, was der hier an Zähnen hat. Guckt mal her, die kleinen Zähnchen hier unten, die sind wie Rasiermesser."
Aber bitte nicht schaukeln, das Boot könnte kentern. Und wir haben keine Lust, mit diesen schwimmenden Rasiermessern Bekanntschaft zu machen. Aber Olli verteilt verbale Beruhigungspillen. Sooo gefräßig seien die Piranhas nun auch wieder nicht.
"Wenn du also nicht wirklich blutest, dann beißt dich der auch nicht. Aber wenn es jetzt natürlich überall anfängt, die Flüsse 'runterzugehen, es bleiben Lagunen, wo die zurückbleiben, dann kriegt er also riesengroße Wärme da drin, und da fehlt natürlich Sauerstoff. Und wenn der Sauerstoff fehlt, dann geht er auch im Kopf 'n bisschen kaputt, und sie sind alle auf einem Haufen und werden aggressiv untereinander, und dann kann man eben das Problem haben, dass sie doch mal beißen."
Deshalb sollte man immer sein Pferd vorausschicken, wenn man einen Fluss durchquert, lautet die Empfehlung. Leider haben wir kein Pferd zur Hand. Nur Geflügelhäppchen, und die scheinen sie nicht wirklich zu mögen - bis Nelson, der 15-jährige Bootsjunge sein Anglerglück versucht. Er ist Profi, das sieht man gleich, und er zieht einen relativ dicken Brocken aus dem trüben Wasser.
"So, schaut mal her. Das ist also jetzt wirklich der mit dem roten Bauch, den ich eigentlich haben wollte. Das ist auch 'n schönes Tier. Der hat schon seine 300 Gramm. Die können so 600 bis 700 Gramm kriegen. Das ist also schon essbar."
Zubereitung eines Venezuelanischen Piranhas
Und zusammen mit zwei kleineren Kameraden schmurgelt er am Abend in der Pfanne. Die Zubereitung ist denkbar einfach, meint Hiroma, unsere indianische Köchin.
"Man nimmt einfach den Piranha, muss ihn ausnehmen, muss ihn fein einschneiden an der Seite und lässt ihn schön durchbraten, dass man alle Gräten mitessen kann."
"Schmeckt 'n bisschen wie Forelle - wie Forelle Müllerin Art."
"Eigentlich wie jeder Fisch, ohne dass er auffällig wie Piranha geschmeckt hat, muss ich sagen."
Für die Einheimischen sind Piranhas ein Grundnahrungsmittel. Auf den Märkten werden sie körbeweise angeboten. Aber für uns sind sie wegen der vielen Gräten noch gewöhnungsbedürftig. So ein Fischfilet aus der Tiefkühltruhe, wie wir es von zu Hause kennen, hat eben doch seine Vorteile...
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