Reisebericht Indien
von tanja auf 06.06.2019
Abenteuer in Muschis Dorf
Nach guten 24 Stunden Reisezeit durch Himachal, Jammu und Kaschmir waren wir dann endlich in Muschis Dorf angekommen. Alle ein wenig erschöpft, da keiner von uns wirklich Schlaf im Jeep finden konnte. Ich möchte behaupten, dass der Fahrstil des Fahrers und die Sitze ohne Kopflehne, einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet haben...
Aber wir waren endlich da. Leider stellte sich die ganze Dorfgeschichte als ein wenig anstrengender heraus, als wir erwartet haben. Wie zudem auch Muschi und seine Einstellungen uns Kaschmir zu zeigen.
Der erste Tag im Dorf war eigentlich noch sehr interessant. Das unglaublich einfache Leben in diesen Doerfern kann man sich nicht vorstellen. Die kleine Feuer- Kochstelle, neben der immer die Frau zu sitzen hat, die komplette Selbstversorgung der Familien (eigene Reis- und Gemuesefelder), die riesen Familien, die zusammen in einem Haus leben, das waschen, die "Toiletten", etc. Es ist einfach schwer zu beschreiben. Die Jungs spielen nachmittags Cricket, die Frau bleibt im Haus und kochte, reinigt und sorgt fuer Nachschub, der Mann geht vielleicht zu seinen Freunden zum Tee trinken oder laesst sich bedienen und das wars... Es ist einfach schwer sich so ein Leben vorzustellen, denn es gibt nichts anderes als das Dorf.
Was sich fuer mich als sehr anstrengend herausstellte, war die Religion. Es handelte sich um ein Muslim Dorf und das Frauen dort nichts zu sagen haben, war mehr als offensichtlich. Maenner helfen nicht (die duerfen nur duch die Gegend laufen und Spass haben) und wenn Josh Hilfe angeboten hat wurde die sofort abeglehnt. Ich hingegen "durfte" im Garten helfen (umpfluegen), Wassereimer tragen, musste meine Haare bedecken und eine typische Tracht tragen, etc. Leider hat der Zwang, es genauso zu machen, dem Ganzen den Spass und das Verstaendnis genommen. UNd Muschi hat es recht deutlich gemacht, dass er denkt, dass ich als Frau zuviel zu sagen habe... Meine Fragen beispielsweise, wurden nur an Josh gewendet, beantwortet...
Also, zusammengefasst war es ein kulturelles Erlebnis, was Josh und ich sehr interessant gefunden haetten, wenn wir nicht das Gefuehl gehabt haetten, nichts von unserem Tagesablauf mehr entscheiden zu koennen.
Richtung Srinigar auf's Hausboot
Nach drei Tagen, geplanten 1 1/2 Tagen, die von Muschi ohne uns fruehzeitig mitzuteilen durch Essenseinladungen von anderen Doerfern verlaengert wurden, sind wir dann endlich Richtung Srinigar zum Hausboot aufgebrochen. Endlich! Josh und ich hatten unser eigenes Zimmer wieder, wir hatten eine Dusche, eine Toilette, bei der man keine Angst haben musste, dass sie jeden Moment einbricht und man in einem Loch voller Fekalien endet, und ein wenig mehr Freiheit zurueck. Die Kaelte ist leider geblieben, denn auch hier gab es keinerlei Heizung und sich abends bei guten 3C Zimmertemperatur zu duschen und bettfertig zu mache, war definitiv kein Geschenk. Nun ja, wir waren ehrlich gesagt froh, nach 5 Tagen ueberhaupt wieder duschen zu koennen :-)
Leider stellte sich in Srinigar heraus, dass Muschi auch hier nicht wirklich viel fuer uns geplant hatte und da zudem dann das Wetter nicht ueberragend war, er keine warmen Sachen mitgenommen hatte und bevorzugt Cricket zu gucken, haben wir die naechsten Tage eher auf dem Hausboot verbracht, als die Gegend zu erkunden. Und unsere Aufforderungen fuer mehr sight seeing wurde mit leeren Versprechungen fuer einen ereignisreichen naechsten Tag beantwortet.
Wir haben in jedem Fall den "floating market", was eine Rundfahrt ueber den See einbezog vorgenommen und das war einfach nur witzig... Es rudern gute 50 Boote von einer Seite zu anderen und dann werden Waren von links nach rechts ausgetauscht. Das keiner von denen ins Wasser gefallen ist, war fuer mich ein Wunder. Ich meine, es waere wesentlich einfacher gewesen, dass Ganze auf dem Festland vorzunehmen und sich nicht durch ein gewurschtel von Booten bei guten 3C zu rudern, aber dann waere wohl auch der Spass vorbei gewesen... So, aber das war es auch an Erlebnissen von unseren 2.5 Tagen in Srinigar.
Da Josh und ich nun wirklich ein wenig boese wurden, hat sich Muschi dazu entschlossen uns Palgram und Aru zu zeigen. Wie wir eine halbe Stunde vor Abfahrt erfahren haben, wuerde er aber nicht mit uns kommen, sondern einen anderen Guide mit uns schicken. Wir beiden fanden die Idee hervorragend und haben uns somit riesig auf Aru gefreut. Er wollte zwar, dass wir im Anschluss in sein Dorf zurueckkommen, aber dafuer waren wir beiden auf keinen Fall zu haben!
Endlich einmal Schnee
Wir haben Palgram schnell hinter uns gelassen und sind Richtung Aru gefahren, um endlich Schnee und noch mehr Gebirge geniessen zu koennen. Und es war alles fantastisch. Aru ist ein kleines Dorf auf 2500m Hoehe und ist von riesigen Bergen umringt, die nochmal gute 3000m hoeher sind. Und alle sind mit Schnee bedeckt, incl. Aru. Den Anblick kann man nicht beschreiben. Es war einfach nur klasse. UNd wir hatten sogar einen kleine beheizten Raum, in dem wir uns immer wieder auffaermen konnten. UNser Zimmer hatte zwar kein fliessendes Wasser, da die meisten Touris hier im Sommer zum trekken kommen, und natuerlich auch keine Heizung, aber das war einfach nur nebensaechlich (wobei ich uns nach erneuten 5 Tagen ohne Dusche wirklich nicht haette richen wollen :-))
Den ersten Tag nach unserer Ankunft hat es leider ein wenig angefangen zu regnen. Wir dachten schon, dass uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung macht, aber es gibt- ausgenommen von Muschi- auch einfach unglaublich nette Guides, die das trekken bei jedem WEtter geniessen. Und gluecklicherweise hoerte der Regen sogar auf, als wir gute 15 Minuten unterwegs waren. Es hat einfach nur riesigen Spass gemacht. Wir sind durch tiefen Schnee, durch kleine Waelder, vorbei an kleinen Baechen und riesigen Bergen zum Basis-Camp fuer weitere Wanderungen gelangt. Ich glaube, ich habe noch nie einen besseren Trek mitgemacht. Josh und ich konnten beide nicht genug bekommen. Der WEg war zwar ein bissel anstrengend, aber es war alle Muehen wert.
Das Basis Camp ist von einem kleinen Gypsy's Dorf und jeder Menge Schnee umringt. Wir konnten uns in einer der Huetten an einem Feuer aufwaermen und vorallem unsere Schuhe und Hosen ein wenig trocknen. Auf dem Rueckweg sind wir die Haelfte des Weges auf unseren Hintern den Berg runtergerutscht und dementsprechend Klitschnass im Dorf wieder angekommen. Ich kann nichts anderes sagen, als das es ein unvergessliches Erlebnis war.
Den naechsten Morgen hatten wir jede Menge Neuschnee und am Nachmittag kam die Sonne endlich ein wenig durch. Wir sind somit fuer eine weitere kleiner Wanderung losgezogen und uns wurden jede Menge alte Lawinen gezeigt. Man kann sich nicht vorstellen, wie die einen kompletten Part eines Flusses bedecken und der Fluss sich seinen Weg unter den Schneemassen hindurchsucht.
Komplikationen auf dem Rückweg
Leider mussten wir am nächsten Tag- und drei Tage im Dorf- zusehen, dass wir Richtung Agra gelangten, da unser Flug nach Laos nur noch eine Woche entfernt war. Allerdings gab es kleine Komplikationen auf dem Rückweg, da eine Steinlawine die Strasse blockierte. Und ich konnte es nicht glauben, wie das kleine Auto seinen Weg um die Steine herum, am steilen Abhang vorbei, auf die andere Seite der Strasse gemacht hat. Ich habe definitiv keinen Weg um die Steinblockade gesehen und bin davon ausgegangen, dass wir nun gute 8 km mit unseren federleichten Rücksäcken zu Fuss zurücklegen müssten. Aber, mit ein wenig schieben und heben, ging doch alles ganz gut :-)
Von Aru stand uns somit einen 10 Stunden fahrt im Jeep nach Jammu und ein erneuter Nachtzug nach Dehli bevor. IN Jammu angekommen, hat JOsh es zum Glueck geschafft uns noch ein Ticket fuer den NAchtzug nach Dehli zu organisieren (obwohl uns 3 Ticketschalter versicherten, dass es keine Plaetze mehr gibt... aber in Indien ist immer alles irgendwie zu verwirklichen, man muss nur geduldig sein und die richtige Person finden). Von Dehli mussten wir uns dann durch die naechsten Ticketprobleme schlagen und konnten uns lediglich zwei 2nd class tickets nach Agra sichern.
Dieser 4 stuendige Trip stellte sich als ein neues Erlebnis heraus, da 2nd class in Indien keine Ticketbeschraenkungen hat (was wohl der einzige Grund war, dass wir noch Tickets bekommen haben :-)) Ich sass, nach EInladung von einigen INdern auf der Gepaeckablage und Josh musste die ganze Fahrt ueber stehen. Aber nicht gemuetlich stehen. Bei jedem stop musste er darum kaempfen nicht aus dem Zug geworfen zu werden. Man muss sich ein Fussballstadion mit 1.000.000 betrunkener Menschen vorstellen, die alle auf den Platz rennen moechten... Dann weiss man ungefaehr wie es in diesem Abteil zuging. UNd kein INder konnte es glauben, dass zwei Westerner Tickets fuer dieses Abteil gekauft haben... Tja, es war seine Erfahrung Wert und drei nette INder haben fuer uns und unseren Platzerhalt gekaempft :-)
Agra
Die naechsten 3 Tage haben wir in Agra verbracht. Leider einen Tag mehr als geplant und als unser Zugticket gebucht war, denn wir beiden Schussel haben den ersten Tag (Donnerstag) relaxen wollen und dabei erst gegen 19 UHr erfahren, dass der Taj Mahal am Freitag nicht geoeffnet ist. Somit mussten wir unser Zugticket umbuchen, was Josh zugute kam, da es ihm fuer 2 Tage absolut nicht gut ging, und haben uns am Freitag einen weiteren Tag relaxen gegoennt (wobei Josh im Bett lag und nicht wirklich relaxen konnte).
Der Taj Mahal ist die ganze Zugverschiebung aber definitv Wert gewesen. Man zahlt zwar den 300 fachen Preis den locals zahlen, was in unseren Laendern, glaube ich, als Diskriminierung bezeichnet werden wuerde, aber dafuer bekommen Touris eine Flasche Wasser und Schuhueberzuege umsonst...WHo... ich wuerde sagen, damit laesst sich der Preis dann definitiv rechtfertigen.
Dafuer ist der Anblick des Taj Mahal einfach unbeschreiblich. Man geht durch das erste Tor und sieht im Hintergrund einen riesigen weissen Palast, der wirklich wie eine Illusion aussieht. Schneeweiss, in atemberaubender Groesse und mit einer wunderschoenen Parkanlage umgeben... Man denkt wirklich man ist in einem Maerchen oder im Garten Eden... Der ganze Palast hebt sich so vom Boden ab, das man denkt, er schwebt durch die Gegend...
Anstrengend war fuer mich, dass die INder sich als Fototouris herausstellten und uns so gut wie jede vierte Person fuer ein Foto gefragt hat und jede achte Person einfach ein Foto von uns gemacht hat. Josh und ich sehen dabei wahrscheinlich eher witzig aus, da entweder Josh ins Foto springt oder ich mich hinter Josh zu verstecken suche... Es war anstrengend, aber auch irgendwie witzig.
Ach ja, ich habe die gewollten Fotos vergessen. Ein Parkwaechter, der sich ein wenig Geld dazuverdienen wollte, hat FOtos von uns vorm Taj gemacht. Auf machen konnte wir uns einfach vor lachen nicht mehr halten, da sie komplett idiotisch ausgesehen haben muessen (ich musste auf Joshes Knie sitzen und den Taj mit meinen Fingern an der Spitze halten). Das witzigste war aber, dass der gute Kerl immer wieder seine Pfeife benutzt hat, um andere Leute aus dem Foto zu bekommen... Na, es hat geklappt und von guten 50 Fotos sind denke ich 5 ganz gut geworden :-)
Am Samstag Abend ging es dann mit dem Nachtzug fuer 30 Stunden nach Kolkata, unserer letzten Station in Indien. Wir haben erstmalig 3-tier mit AC gebucht, was sich als wesentlich luxurioeser und einfach zu reisen herausstellte. Es sind auch wesentlich mehr Frauen, ich meine Familien, unterwegs.
Kolkata
Kolkata ist einfach nur riesig und es leben dort so unglaublich viele Menschen... Es ist so gut wie unvorstellbar. Dazu gehoert dann aber leider auch jede Menge Armut. Junge Menschen, die am Strassenrand liegen und in ihrem ganzen Leben noch nie einen Geldschein in der Hand gehabt haben, Menschen die nicht mehr ansprechbar sind, alte Menschen, die vor geschlossenen Geschaeften inmitten der Stadt schlafen, Kinder, die betteln oder mit 5 Jahren schon am arbeiten sind... Es ist schwer mit anzusehen...
Wir sind am ersten Tag zur Schule gefahren in der Josh in seiner Zeit in INdien unter anderem ausgeholfen hat. Es ist einfach schoen zu sehen, dass Menschen ihr Leben der Hilfe von Kindern witmen. IN der Schule haben Kinder von armen Hintergruenden oder Kinder vom Rotlichtmillieu ein Moeglichkeit auf Bildung und ein Moeglichkeit fuer ein Zukunft bekommen. Wir haben eine super interessante Fuehrung mit dem Schulleiter gehabt. Allerdings fuehlte ich mich im Anschluss einfach nur schlecht ueberhaupt an meine eigene Zukunft zu denken. Diese Kinder haben oftmals ueberhaupt keine und sind fuer jede Hilfe dankbar. Ich frage mich oft, ob Dinge die ich fuer wichtig halte auch immer so wichtig sind! Wenn man die Kinder hier sieht, realisiert man, dass dies wirklich nicht immer der Fall ist! Ich bin immer noch fasziniert von den Menschen, die ihr gesamtes Leben diesen Programmen witmen...
Fuer den Rest der Zeit sind wir ueber Maerkte geschlendert, haben unseren letzten Chai genossen, sind zum Victoria Memorial gelaufen, haben uns einige Parks angesehen und sind ueber die beruehmte Kolkata Bruecke ohne jegliche Pfeiler gelaufen. Es ist eine unglaublich interessante Stadt in der wir leider zu wenig Zeit hatten.
Ein paar Informationen zu Indien
Indien ist wirklich ein Land von so unglaublichen Gegensaetzen. Seien es die Menschen, von arm und reich, freundlich und unfreundlich, Mann und Frau, die Gegenden von tropisch ueber Wueste bis zum Himalaya mit Schnee, von teilen zu fuer sich vereinnahmen, von laut zu leise, von zuvielen Abgasen und Huppen zu reiner Natur, von Menschen mit einer Zukunft zu Menschen ohne alles, von Gesetzen zur Gesetzlosigkeit, von wahnsinnigem Strassenverkehr zu beaengstigendem ueberholen, etc..
Man kann es nicht beschreiben. Es ist einfach ein Land, das man gesehen haben muss, um es zu verstehen. Es ist wirklich in einer Breite von faszinierend zu schockierend. Ich denke, dass wir fuer so viele Sachen dankbar sein muessen, die wir nie als dankbar ansehen. Und sei es nur, dass man in Europa immer die Moeglichkeit auf eine Zukunft hat. Wenn man in INdien arm geboren wird, bleibt man arm und dies sein lebenlang! Kein wenn und aber, kein Staat der sich um einen kuemmert, keine Hilfe von irgendwo!
Allerdings weiss ich nicht, ob ich hier als Frau haette alleine Reisen wollen. Es stellt sich an vielen stellen als oftmals sehr schwierig heraus. Aber man erlebt so viel, man sieht so viele Gegensaetze und es ist einfach unglaublich vielfaeltig. In jeglicher Hinsicht! Es hat mir riesig gut gefallen und ich hoffe, wir werden eines Tages zurueckkommen koennen! VOr allem mochte ich zurueck zu MITHRA und sehen wie es den Kids geht.
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