Reisebericht Sabbatical in Afrika
von werdermann auf 21.06.2019
Ein Koffer geht auf Reisen
Der Weg nach Afrika führte mich zunächst auf den Dienstweg, den ich einschlagen musste, um bei der Bezirksregierung das Sabbatjahr zu beantragen. Die säkularisierte Beamtenschaft der Schulverwaltung hat aus dem alt- testamentlichen Sabbatgedanken, aus dem auch die Sieben-Tage-Woche mit ihrem sonntäglichen Ruhetag hervorgegangen ist, ein Drei-bis-sieben-Jahres-Modell entwickelt.
Gewählt habe ich das Vier-Jahres-Modell. So durfte ich drei Jahre lang normal weiterarbeiten, allerdings bei einem um ein Viertel reduzierten Gehalt. Nun, im anstehenden vierten Jahr, dem eigentlichen Sabbatjahr, kann ich - bei weiterhin reduziertem Gehalt - das tun, was ich mir für diese Zeit vorgenommen habe.
Von Anfang an wollte ich dieses Jahr in Kamerun verbringen. Nicht als ausgedehnter Urlaub, sondern im Rahmen der seit 1996 bestehenden Partnerschaft zwischen dem Kirchenkreis Soest der Evangelischen Kirche von Westfalen und dem Kirchenkreis Grand Nord der Evangelischen Kirche von Kamerun.
Drei Jahre Vorlaufzeit klingt sehr lang, doch sie war schnell vorbei. Viele Dinge mussten erledigt werden, die bei einer "normalen" Fernreise nicht anfallen. Wer kümmert sich um die Wohnung, um die Post, um die finanziellen Angelegenheiten, welche Versicherungen müssen benachrichtigt werden, sind Verträge vielleicht zu ändern? Sind Zeitung, Telefon, Kabelanschluss und GEZ abgemeldet? Viele Fragen, für die Antworten gefunden werden mussten.
Ein Koffer alleine auf Reise nach Afrika
Bereits heute, eine Woche vor dem eigentlichen Abflugtermin, geht die Reise los. Nicht für mich, sondern für meinen Koffer. Beim eigentlichen Flug darf ich dreißig Kilogramm Gepäck mitnehmen, was bei so einer langen Reise natürlich schnell zusammenkommt. Zwanzig Kilogramm kann ich bereits vorher als "unbegleitetes Fluggepäck" auf die Reise schicken.
Fluggepäck wird am Schalter der Fluggesellschaft aufgegeben, so nahm ich es jedenfalls an. Im Abflugbereich des Düsseldorfer Flughafens suche ich daher den Swiss-Schalter auf, wo ich die Auskunft erhalte, dass unbegleitetes Gepäck nicht hier sondern in einem Frachtzentrum etwa fünfhundert Meter vom Flughafen entfernt aufgegeben werden muss. "Zu Fuß ist es etwas weit, aber die Taxen fahren solch eine kurze Strecke nicht, denn sie müssen am Flughafen ewig lange auf ihre Kunden warten", teilt mir die freundliche Mitarbeiterin am Schalter noch mit. Die Auskunft stellt sich als korrekt heraus. Glücklicherweise hat mein Koffer hinten Rollen, die den Transport erleichtern. Bei schon fast tropischen Temperaturen mache ich mich zu Fuß auf den Weg zu diesem Zentrum, das weder mit Bus oder Bahn erreicht werden kann. Ziemlich ungünstige Voraussetzungen, da ich mit öffentlichen Verkehrsmitteln angereist bin.
Das Frachtzentrum erweist sich als eine Lagerhalle, vor der reger LKW-Betrieb herrscht. Ein kleiner, unscheinbarer Eingang neben einer der vielen Rampen führt mich schließlich ans Ziel. Im Inneren der Lagerhalle dient ein "Glaskasten" als Büro, zu dem ich gehen soll. Während ich ein paar Minuten warten muss, werden palettenweise Kartons mit Staubsaugern und Dampfreinigungsgeräten in die Lagerhalle gebracht. Ein Mitarbeiter meint, dass an diesem Tag alleine vierzigtausend Staubsauger und zwanzigtausend Dampfreiniger umgeschlagen würden. Da kann ich mir über die Wichtigkeit des eigenen Zwanzig-Kilogramm-Koffers für Swiss-Cargo so meine Gedanken machen.
ByeBye Koffer
Der Koffer wird entgegengenommen, allerdings muss ich noch mit einem Formular zum Zoll, um einen Stempel abzuholen. Diesen bekomme ich dort problemlos, doch nach der Rückkehr am Frachtzentrum gestaltet sich die Bezahlung der Fracht als etwas schwierig. Von der VEM (Vereinte Evangelische Mission), die freundlicherweise die Transportkosten für mich und mein Gepäck übernehmen wird, erhielt ich vorher die Information, dass pro Kilogramm Fracht zwischen drei und vier Euro zu bezahlen sind. Mit Gebühren sind es letztendlich etwas mehr als sechs Euro. Soviel Bargeld hatte ich nicht eingesteckt und Kartenzahlung wird nicht akzeptiert. Mir bleibt nichts anderes übrig, als mich noch einmal auf den Weg zu machen, um an einem Automaten Geld zu holen. Bei schweißtreibenden Temperaturen, wie sie zurzeit in Deutschland herrschen, dienen diese Wege ausgezeichnet der Reisevorbereitung. Schließlich bin ich meinen Koffer und das Geld los und hoffe, dass die fehlende Begleitung ihm nichts ausmacht und er den Weg nach Douala finden wird.
Der Countdown läuft. In diesen letzten Tagen vorm Abflug in das Sabbatjahr erreichen die Reisevorbereitungen ihren Höhepunkt, auch das Abschiednehmen. Abschied von Freunden, Verwandten, Nachbarn und Kollegen, Abschied von Soest, von der Region, Abschied auch vom deutschen Wetter. Schließlich werden wir uns erst nach einem "langen" Jahr wieder sehen …
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